Paclitaxel Nr. 3 und 4

und warum Geschmacksnerven ein doofes Volk sind

Hallo da draußen!

Da hätten wir sie also schon hinter uns gebracht, Paclitaxel Numero 3 und 4 und damit bleiben nur noch 2 übrig bis Pause ist.

 

Bis jetzt muß ich sagen läuft es ganz gut.
Die Chemotage selber sind für die Tonne, okay. Da bin ich schlicht und einfach abgeschossen vom ganzen Medikamentencocktail.
Antiallergikum, was für den Magen, Chemo selber – da hat der Körper einfach zu tun mit.
Da hilft nur nach Hause fahren, noch was zu Mittag essen und schlafen.

Dafür laufen alle anderen Tage bis jetzt richtig gut.
Ich schlafe gut, ich lagere nicht mehr so viel Wasser ein und ich kann hier meine Hausarbeiten erledigen und Termine wahr nehmen.
Wobei in den letzten zwei drei Tagen am Nachmittag dann schon ne Art Erschöpfung aufkommt, wenn ich bis Mittag schon alles erledigt habe.
Muss ich wohl mal noch an der Einteilung arbeiten.
Gerade Termine, die ich unbedingt wahrnehmen will, boykottiert mein Körper gerne mal.

Leider zeigen sich jetzt aber langsam die angekündigten Nebenwirkungen.
Trockene Haut und Schleimhäute, Nasenbluten, tränende Augen, Durchfall, Haarausfall, Geschmacksveränderungen.

Ich creme inzwischen täglich mit ner Bodylotion mit Urea und benutze eine pflegendes Nasenspray.
Augentropfen gegen die trockenen Augen kamen heute dazu.
Durchfall na ja ist auszuhalten. Einmal am Tag und dann ist gut bis zum nächsten. Kann ich die Rizinuskapseln ganz hinten im Schrank verstauen.

Haarausfall sollte ja eigentlich kein Thema mehr sein, ist es aber!
Da waren mir doch in der Pause und bis ungefähr zur zweiten Paclitaxel wieder Augenbrauen gewachsen und so ein kleiner Flaum auf dem Kopf.

Und nun sind die Haarschaften der Meinung im Rudel wieder den Kopf zu verlassen.
Augenbrauen so ziemlich alle am Sonntag und im Flaum kann man schon wieder polierte Stellen sehen.
Na gut, dann eben noch mal das ganze.
Zumindest weiß ich, die Haarwurzeln leben noch.

Was aber am nervigsten und für mich als Genussmensch am schlimmsten ist, sind die Geschmacksveränderungen oder die Tatsache, das der Geschmacksinn sich stellenweise ganz verabschiedet hat.
Da fühlt sich die Zunge schon ewig pelzig an und manchmal schmeckt alles süßlich.
Okay, das war ja noch auszuhalten.
Seit ein paar Tagen ist die Zungenspitze wie taub, als hätte ich mich verbrannt.
Und eigentlich ist alles geschmacklich oder vom Mundgefühl her doof.
Kaffee schmeckt mehr wie Wasser, salziges eher neutral, gut gewürztes oder altbekanntes kann ich oft gar nicht erschmecken.
Kalt ist manchmal erträglich, manchmal macht es die Zunge noch verrückter.
Süßes geht manchmal und manchmal is es einfach nur furchtbar ekelhaft.

Essen wird zur Belastungsprobe.
Frühstück mit Marmeladenbrötchen – Fehlanzeige.
Kochen und abschmecken – na dann viel Glück ihr lieben Essensteilnehmer.
Einkaufen – auf alles mögliche Appetitt, der Kühlschrank ist voll, aber nix is wirklich lecker. Die Familie muss sich um die Rester kümmern.

Backen geht, da halt ich mich strickt an die Rezepte.
Also kann ich zumindest meine Mitmenschen mit Keksen beglücken im Advent.

Geschmacksnerven sind richtige Diven falls ihr das noch nicht wußtet.
Und wenn die zicken und Allüren haben, da ist da nicht wirklich ein Kraut dagegen gewachsen.

Bleibt nur probieren und kosten und testen und hoffen, das man was geschmacklich ansprechendes findet.
Erfolge werde ich natürlich berichten.

Bis dahin sind die Geschmacksnerven ein doofes Volk!!!!

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