Gedanken zum Weltkrebstag

Der Weltkrebstag ist inzwischen eine Woche her.

Jedes Jahr steht er unter einem bestimmten Motto – dieses Jahr lautet es „Versorgungslücken schließen“.

Ich habe lange überlegt ob und was ich dazuschreiben könnte.

Unser Gesundheitssystem hat schon einige Zeit riesige Probleme, kaputt gespart, auf Gewinn getrimmt an Stellen wo es um Menschen und nicht um Waren geht.

Desto mehr brachte mich dieses Motto ins Grübeln.

Versorgungslücken, da dachte ich als Ehrenamtler der Frauenselbsthilfe Krebs und als Gruppenleiterin des Netzwerk FSH Onliner, natürlich gleich erst mal an die Selbsthilfe.

Wir schließen die Lücke zwischen Arzt und Patient, reichen die Hand, hören zu, trösten, sind Vorbilder, geben Hoffnung, vermitteln, feiern gemeinsam das Leben oder trauern auch. Nicht jeder möchte zum Psychoonkologen, viel schlimmer, es gibt ja gar nicht genug Plätze, aber es gibt uns. Wir sind keine Studierten, keine Fachleute nach Definition. Wir sind Betroffene auf Augenhöhe, die das alles schon selbst erlebt haben oder gerade erleben, die wissen wie es sich anfühlt, was mit einem selbst, mit der Familie und den Freunden passiert. Wir sind die mit dem Verständnis für Wortfindungsstörungen und Gedächtnislücken, Perücken, Mützen, Glatzen, Narben – haben wir alles schon gesehen und meist keine Scheu davor. Wir leisten etwas, was kein noch so empathischer Arzt oder Psychoonkologe kann, einfach weil sie es glücklicherweise nicht selbst erleben mussten.

Leider werden auch in der Selbsthilfe die Lücken größer.

Wir altern, wir sterben oder wir haben ein neues Leben, einen neuen Job und dann fehlen wir in der Selbsthilfe. Nachwuchs schwierig zu bekommen, denn Selbsthilfe hat in vielen Köpfen immer noch ein angestaubtes Image. Neue Ideen und Konzepte sind gefragt, die Geldgeber müssen überzeugt werden. Ja Geldgerber – richtig gelesen. Selbsthilfe ist für die Betroffenen in der Regel kostenlos, aber es kostet uns Anbieter ja trotzdem nicht nur Zeit. Raummiete, Porto, Büromaterial, Fahrtkosten, …. Größere Vorhaben können nur mit Fördergeldern gestemmt werden, um sie kostenlos für die oft finanziell arg eingeschränkten Betroffenen zu halten. Ein Ratenschwanz an Bürokratie und Verwaltung für Menschen, die doch einfach nur den anderen helfen wollen.

Das ist für mich eine der Versorgungslücken. Da muss unbedingt nachgebessert, die Bürokratie verschlankt und an der Vernetzung gearbeitet werden.

Aber die Versorgungslücken tun sich ja leider schon in der Behandlung auf.

Ärztemangel, Fachkräftemangel, unrentable Krankenhäuser vor der Schließung, weite Wege, ewig lange Wartezeiten auf Facharzttermine, … Lücken, die ein akut Erkrankter so gar nicht brauchen und die auch Selbsthilfe nicht schließen kann. Leider ist da derzeit kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Beginnt ja schon mit der Vorsorge.

Den Checkup35 gibt es nicht mehr alle 2, sondern nur noch aller 3 Jahre beim Hausarzt. Als ich in der Ausbildung zur Arzthelferin war, beinhaltete er noch ein EKG, das wurde dann im Laufe der Jahre gestrichen.

Es gibt derzeit den Checkup 35, Hautkrebsscreening, Krebsvorsorge für Männer und die für Frauen und die Darmkrebsvorsorge.

Das Ärztemagazin hat dazu eine schöne Grafik erarbeitet, die ich euch hier einstelle.

Ich bitte euch von Herzen, nehmt diese Möglichkeiten wahr, sprecht euren Arzt darauf an. Auch Selbstuntersuchung immer zum 1. des Monats gehört dazu.

Wenn schon Versorgungslücken für Patienten bestehen, dann nutzt diese Angebote, so habt ihr zumindest keine VORsorgelücke, wenn es schon VERsorgungslücken gibt.

Eure Anett

6 Gedanken zu „Gedanken zum Weltkrebstag“

  1. Hallo Anett,

    wundervoller und sehr wichtiger Beitrag. Ich bewundere deine unermüdliche Arbeit in „unserem“ Bereich. Du hast wohl auch genau die richtigen Personen in deinem Umfeld, um all das zu bewerkstelligen. Leider hat das nicht jeder und bekommt dann auch immer mal wieder entsprechende Ansagen.

    Grüßle Ela

  2. Wohl wahr. Die Lücken werden eher größer als das sie geschlossen werden. Früher konnte man noch stolz auf das deutsche Gesundheitssystem sein. Heute bin ich es nicht mehr.

  3. danke für deinen text! ich sende dir einen lieben gruß aus wien, manchmal bin ich über die LÜCKEN schlichtweg entsetzt, denn es fehtlt vor allem in der kommunikation – und das ist entsceidend, auch für die therapieplanung …

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