Während meiner Brustkrebserkrankung und auch in der ganzen Zeit danach, habe ich viele tolle Menschen kennenlernen dürfen, die mein Leben begleitetet haben oder es noch tun. Menschen, die zu Freunden geworden sind. Menschen, die mich ausgebildet haben. Menschen, die mich bestärkt haben. Menschen, die mir den Weg bereitet haben oder mich ins kalte Wasser schupsten. Diesen Menschen soll hier ein Gesicht gegeben werden, eine Möglichkeit sie für euch mit meinen Worten und meinem Erlebten vorzustellen. Eine Möglichkeit zu zeigen, dass es sie gibt, die Gemeinschaft, Freundschaft auch in der online Welt.
Den ersten Post widme ich meiner Familie.
Familie ist der wichtigste Wegbegleiter für mich gewesen.
Allen voran mein damals noch zukünftiger Mann, mein Sohn und meine Eltern.
Mein Mann war von Anfang an mit eingebunden. Er war am Tag der Diagnoseverkündung dabei, hat mir die Haare rasiert als diese sich wie Lemminge vom Kopf stürzten, er hat den Haushalt geführt und tut das auch immer noch und versucht mir jeden Wunsch gerade während der Chemo von den Lippen abzulesen.
Für ihn ganz sicher keine einfache Situation, denn wir waren erst 2016 wieder zusammen gekommen und Mitte 2018 bin ich erkrankt. Er hätte auch gehen können! Statt dessen blieb er tapfer an meiner Seite, hat mir gegenüber nur selten seine Ängste und Sorgen gezeigt und wir haben dann im September 2021 geheiratet.
Mein Sohn war mir eine Hilfe mit seiner Art mit dem Krebs umzugehen. „Wenn der Doc gesagt hat, es ist heilbar, dann schaffst du das Mutti!“
Was ein Satz. Was für eine Ansage. Mitten in der Pubertät, gerade die Scheidung der Eltern verdaut und am ersten schlimmen Liebeskummer knabbernd, stand er mir gegenüber und verkündetet genau diesen Satz.
Für ihn war ich oft Frau Propper und wir haben so manches Mal gewitzelt ob die Politur für seine Kegelkugeln nicht auch was für meinen Glatze wäre. Seinen Schulfreunden hat er mich als Captain Jack Sparrow vorgestellt, weil ich im Sommer ausschließlich lockere Tücher trug. Es gab dem ganzen Geschehen immer etwas Leichtigkeit.
Um so glücklicher bin ich, dass er seinen Weg gemacht hat. Schulabschluss geschafft, Ausbildung geschafft. Inzwischen ist er stolzer Berufskraftfahrer und wohnt seit 2 Jahren in seiner eigenen Wohnung.
Keine Selbstverständlichkeit.
Ja und dann sind da noch meine Eltern, zum damaligen Zeitpunkt 83 und 68 Jahre alt. Beide gesundheitlich selbst gebeutelt, haben sie alles möglich gemacht, um für mich da zu sein und mir zu helfen.
Meine Papa ist nicht nur einmal mit seinen 83 Jahren früh morgens mit mir zur Chemo gefahren. Es war seine Möglichkeit etwas zu tun. Mama hat gekocht, leckere Dinge vom Bäcker organisiert, geschaut das ich mich im Garten nicht verausgabe und vieles mehr.
Beide hatten sicherlich sehr sehr viel Angst um ihre Tochter, es ging ja auch selten nach Plan bei mir. Aus einer OP wurden drei, der Portkather riss ab und die Eierstöcke mussten auch noch raus. Am Ende der Therapie war klar, ich kann nicht mehr arbeiten und das im Alter von 42!
Ich bin froh über diese Familienbande und inzwischen ist es an mir, für meine Eltern dazu sein, denn jetzt benötigen sie zunehmend Hilfe.
Aus meiner Arbeit in der Frauenselbsthilfe Krebs und als psychoonkologische Begleiterin weiß ich, das Rückhalt in der Familie keine Selbstverständlichkeit ist, weil die Familie eventuell zerrüttet ist oder weil es keine Angehörigen mehr gibt.
Gerade dann werden Freunde und Selbsthilfegruppen wichtig, aber das sind Themen für die nächsten Folgen.
Deine Anett
Besonders die Familie ist so eine wichtige Säule und umso schöner, dass sie für dich da war ♥️ ein Segen
Wow, so eine tolle neue Reihe bei dir und vor allem finde ich sie richtig gut. Das du diese mit deiner Familie beginnst, macht auch richtig Sinn. Denn gerade bei „unserer“ Diagnose ist die Familie einfach sehr, sehr wichtig.
Ich bin sehr gespannt mit wem es weiter geht.
Liebe Grüße deine Ela