Morgen ziehe ich dann mal für eine Nacht ins Krankenhaus ein.
Umfelddiagnostik
Bedeutet Ultraschall vom Bauch speziell Leber, Ultraschall Herz, Vorgespräch zum Chemoport setzen, dann wird Dienstag der Port gesetzt und noch ein CT vom Brustkorb erstellt und dann geht’s wieder heim.
Tasche gepackt Ordner mit Vorbefunden liegt bereit Zettel mit Fragen, die ich so habe, hab ich auch fertig
Befinden irgendwie komisch. Eigentlich passiert nix schlimmes, aber es ist wiedermal der Beweis, das ich tatsächlich krank bin.
Hab ich schon mal gesagt das Horst ein Arsch ist???
Bis Dienstag dann, in alter Frische und mit neuen Erkenntnissen.
Ne Weile wird er wohl noch da sein, also muß ich mich mit ihm arrangieren.
Er ist da okay, aber er wird hier nicht alles bestimmen!
Ich bin jetzt die erste Woche zu Hause, offiziell im Urlaub und übe mich im Hausfrauendasein. Vormittags wusel ich hier in der Regel rum, Wäsche, aufräumen, putzen, Einkäufe, Papierkram – das Übliche halt. Nachmittags nehm ich mir dann Zeit für mich, für meine Eltern und Phillip oder Freunde. Bis jetzt ne ganz gute Mischung, an die ich mich langsam gewöhne. Die Unruhe lässt bissel nach, ich hab wieder Nerven für’s stricken. Heute war ich mit Mutti ausgiebig Kaffee trinken, nachher geht’s zum Fußball gucken zu den Nachbarn.
Und so denke ich werde ich das auch zukünftig hier im Blog halten. Es wird sicherlich viel um Horst und seine Bekämpfung gehen, aber ich werde euch auch zeigen was ich sonst so mache, wie das Leben mit ihm so ist bis er endlich seine Räumungsklage erhält.
Eine Woche wissen wir nun, das dieser olle Horst da in meiner Brust haust.
Der Schock hat gesessen.
Inzwischen ist einiges geklärt, organisiert, abgesagt und mitgeteilt.
Das Staging findet Montag und Dienstag statt, ebenfalls das Port setzen. Schwerbeschädigtenausweis wird der Sozialdienst vom Krankenhaus mit mir zusammen beantragen. Psychologenfragebogen hab ich ausgefüllt. Termin für den Onkologen kümmert sich das Bruszentrum drum. Ordner mit Befunden angelegt. Mütterkur abgesagt
Heute war ich in der mitbetreuenden Apotheke und hab mich informieren lassen was ich selbst tun kann, um gut durch die Chemo zu kommen. Instinktiv bis jetzt alles richtig gemacht. Mein Ingwergebräu ist genau richtig und ansonsten reden, schweigen, frische Luft, Garten, Buch, Musik oder Ruhe gönnen.
Da ich einmal da war, hab ich gleich mal gefragt wegen der Chemo und den Haaren. Die gehen defintiv aus. Nach der ersten, spätestens der zweiten Chemo. Na gut, hatte ich ja schon geahnt. Also Mützen und Tücher Shopping im Urlaub.
Klingt alles ziemlich gefasst.
Wie es mir geht? Gute Frage! So ne Mischung aus Urlaub – schliesslich bin ich ja gerade im Urlaub. Aus Informationen aufsaugen, weil es mir irgendwie einen Teil der Ungewissheit nimmt. Aus Kontrollverlust, weil ich die Fäden sonst immer in der Hand hab und alles organisere. Und aus dem Auf und Ab der Gefühle, Zuversicht das Horst zeitig genug entdeckt wurde, Unruhe weil es noch keinen Fahrplan gibt und ich abwarten muss was mich da so erwartet und bei allem was diese Woche so mit sich gebracht hat, viel Dankbarkeit über alle die, die mir helfen, die für mich da sind.
Eine Frage, die sich unweigerlich stellen wird glaube ich.
Die haarlose Zeit wird keine Katastrophe werden. Ich hab eh schon kure Haare und wenn das die einzige Nebenwirkung ist, dann ist das eben so, da geht die Welt nicht unter von.
Also sitze ich seit ein paar Tagen und durchwühle das Internet nach allem was sich für diese Zeit so anbietet.
Perücke ist nicht so meins. Die Tatsache, das die Kasse um die 380€ dazu bezahlt, ne gute Perücke aber ab 700€ aufwärts kostet, schreckt mich eh ab. Und wieso bekommt man nix für Tücher und Mützen??? Na gut, Perücke oder Fiffi wie ich es getauft habe, abgehakt.
Nach einem Telefonat mit einer ebenfalls an Krebs erkrankten Mutti, weiß ich nun, das ich defintiv ein dünnes Mützchen brauchen werde für zu Hause und für die Nacht. Es soll schlicht und einfach kalt am Kopf sein.
Tuch gefällt mir ja ganz gut. Hab auch schon zwei Bindetechniken für mich entdeckt, einfach und unkompliziert und vor allem passend zu machen für mein kleines Dickköpfchen. Dünne Mütze und Tuch oder Haarband drüber, die man nach Lust und Laune variieren kann, käme auch in Frage.
Diese Chemomützen, hmmm. Weiß auch nicht. Je länger ich mich damit beschäftige, um so weniger gefallen sie mir. Ganz abgesehen davon, das ich befürchte mit der Größe ein Problem zu haben und preislich spielen die handgefertigten Mützen auch in einer ganz anderen Liga.
Ingwer schälen, ab durch die Küchenmaschine mit Messereinsatz bis es gaaaanz feine Würfel sind. In ein Glas einfüllen, mit Agavendicksaft bedecken so das circa genau so viel Ingwer wie Agavendicksaft im Glas ist. Deckel drauf, ab in Kühlschrank.
Kann man dann mit Tee- oder Esslöffel dosieren für Tee oder auch kalt mit Wasser aufgießen.
Funktioniert auch mit Honig.
Würde man es noch feiner zerkleinern, wäre es dann sowas wie ein Ingwerpesto.
Den hatte ich schon vor einer Ewigkeit mal gelesen, weil ich Ingwer für mich selber verwende bei Erkältung bzw. generell in der Infektsaison.
Ingwer ist ja so ein Alleskönner der Natur und noch dazu preiswert. Warum also nicht?
Hilft gegen oder bei Erkältungen, weil er das Immunsystem anregt – kann in meinem Fall ja auch nicht schaden.
Er ist nützlich bei Übelkeit und im Allgemeinen bei Magen-Darm-Beschwerden.
Seine Bitterstoffe helfen bei der Entgiftung, was ja in der folgenden Zeit nicht ganz unwichtig sein wird.
Hilfreich ist er ebenfalls bei Schmerzen. Und da ich ja jetzt meinen Körper in den Naturzustand zurück bringen muss, weil Horst von Östrogen und Progesteron quasi gedüngt wird, werden Kopfschmerzen und Migräne wahrscheinlich hier mal vorbei schauen.
Und nicht zuletzt hat er Wirkung auf Eiweiße der Krebszellen und wieder andere auf die gesunden Zellen. Das lest ihr aber im Artikel oben nach.
Es wird nicht so werden, das ich die schulmedizinischen Therapien verweigern werde, dafür arbeite ich schon viel zu lange in diesem Bereich und weiß das manches einfach sein muß. Aber ich werde meinem Körper unterstützen wo es nur geht. Mit Ingwer, mit entsprechender Ernährung, Yoga und viel frischer Luft so wie es möglich ist.
Es tut gut Hilfe zu erfahren, auf offene Ohren zu stoßen oder einfach auch jemanden zu haben der mal ganz laut „scheiße!“ sagt.
Da bieten sich Freunde zum fahren an obwohl deren Zeit selber knapp ist, weil sie so eingespannt oder körperlich nicht ganz auf der Höhe sind.
Die beste Freundin sitzt als Apothekenmitarbeiterin an der Quelle und kümmert sich um Infos für mich wegen Leberschutz und was ich tun kann, um dem Körper unter die Arme zu greifen, was es an Hautpflege gibt und sie guckt sich mit mir auch noch das hunderste Foto von Tüchern und Turbanen und Caps an und antwortet mir auch noch um Mitternacht am Handy, wenn mir mal wieder was eingefallen ist.
Die Freundin, die im schönen Norden wohnt hat jemanden, die mir Kopfbedeckungen nähen kann. Die bombardier ich seit dem Wochenende mit Fotos. MMR sag Bescheid, wenn der Speicher voll ist. 🙂
Ebenfalls krebskranke Bekannte stehen mit sehr sehr ehrlichen Rat und Tat zur Seite, rufen mal eben durch, bieten ihre Tücher und Mützen an.
Gesprächsbereitschaft per Telefon, mal auf nen Kaffee oder nen Spaziergang, Bücherausleihe oder Wollshoping – soooo viele liebe Angebote gibt es inzwischen schon.
ICH WERDE AUF EUCH ZURÜCK KOMMEN!
Dafür sind Freunde eben da und manchmal werden in dieser Zeit auch aus Bekannten Freunde.
Deswegen spiele ich überall mit offenen Karten und erzähle von Horst. Sicher ich ernte im ersten Moment offene Münder, Fassungslosigkeit, auch Tränen, aber dann folgen immer Mitgefühl und Hilfsangebote. Ich hoffe, wenn es wirklich ernst wird, werde ich in der Lage sein, diese anzunehmen (ja daran bin ich jetzt gezwungen zu arbeiten) und noch wichtiger werden sie auch alle noch da sein.
Horst mag keinen Sport, dadurch hat er sich verraten.
Horst mag keine Bücher und keine Musik. Gestern zum Konzert war er nicht präsent und auch während ich in andere Welten beim lesen abtauche, ist er nicht in meinem Kopf. Gartenarbeiten und Spaziergänge muss ich noch testen.
Und alles weitere wird er auch nicht mögen!
Horst wird nächsten Montag schon mal beim Kammerjäger vorgestellt, ich muss fürs Staging zwei Tage ins Krankenhaus. Es wird Ultraschall von Bauch und Herz gemacht, ein Vorgespräch zur Portimplantation findet statt und am Folgetag erfolgt die Implantation des Port`s und noch ein CT vom Thorax.
Mir is grad ganz anders. Kommt also keiner mehr und weckt mich auf und ich hab das nicht alles geträumt?