Horst muss sterben – Brustkrebs Blog

Vorbereitungen

Morgen ist nun der erste Termin beim Onkologen.
Therapieplan Besprechung nehm ich an und dann geht’s hoffentlich los in den nächsten Tagen.

Mich macht dieses untätige Rumsitzen und warten noch ganz irre.

Das Wochenende war entsprechend wechselhaft.

Einerseits sehr entspannt, das geplante Fischgrillen im Garten fiel aus, weil sich hier Landregen breit gemacht hatte und der wurde ja auch sehnlichst herbei gewünscht.
Also haben wir Tour de France geguckt, ich hab ein neues Tuch angefangen zu häkeln und zwischendurch haben wir immer mal geredet.

Anderseits
Ich hatte die Tage verschieden Informationen zur vorgeschlagenen Chemotherapie gelesen.

Die ersten vier sollen laut Vorschlag vom Brustzentrum EC sein.
E steht für Epirubicin und C steht für Cyclophosphamid – ziemlich aggressives Zeug, aber Horst soll ja sterben.
99% Haarausfall ist nach wie vor das geringere Übel, wenn ich so lese was noch möglich ist.
Deswegen wurde die Nebenwirkungen gleich zum Fragenkatalog für morgen geschrieben.

Beim suchen bin ich über ein zwei Checklisten für die Chemotherapie gestolpert.
Nützlich finde ich und ich werde, wenn mein Fahrplan steht hier eine solche zusammen stellen.
Es geht jedenfalls darum nicht nur die Hausapotheke sortiert zu haben, man braucht verschiedene Pflegemittel, ne weiche Zahnbürste, ne Mundspülung, Getränke, ne Teeauswahl, für die Chemo nen Chauffeur, was zum beschäftigen, ne Strickjacke wegen der Hitzewallungen, vielleicht auch jemanden der mal schnell was einkaufen fährt, weil wohl nicht mehr alles schmeckt manches nach Pappe oder Metall oder weil man Gelüst entwickelt.
An sowas hatte ich jedenfalls noch gar nicht gedacht.

Ich bin aufgeregt. Und ein bisschen Angst kommt jetzt auch.
Was erwartet mich morgen?
Merk ich mir alles?
Versteh ich alles?
Wie läuft das denn nun alles?
Wann geht’s richtig los?
Wie verkrafte ich das?
Welche Nebenwirkungen werde ich entwickeln?

Mein Fragenkatalog ist ein wildes Durcheinander:
Essen?
Nebenwirkung?
Immunsystem?
Medi gegen Übelkeit?
Emla Pflaster zum Haut betäuben?
Transportschein oder von der Familie fahren lassen?
Kortison – wieso, warum, wogegen?
Leber – mein Morbus Meulengracht nicht vergessen!
Was muss ich zu Hause beachten?
Oedme?
.
.
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Ich werde euch morgen berichten.
Ich denke zum lesen solltet ihr Zeit einplanen.
Das haben die in der Praxis hoffentlich auch getan für morgen.

der Italiener, das Loch und der Pumuckl

Mal von vorne.

Gestern mit meiner Lieblingsphysiotherapeutin nach der Therapie schön beim Italiener gewesen.
Sie begleitet mich schon seit gut 13 Jahren und wir haben beide schon so manche Höhen und Tiefen unseres Lebens geteilt, besprochen und auch mal begossen.
Nun ja es war ein schöner entspannter lauer Sommerabend, lecker gegessen, schön gequatscht.

Horst war leider mit. 🙁

Eigentlich ganz normal unter meinen guten Freundinnen/Freunden zur Zeit und bisher auch kein Problem.
Gestern Abend jedoch befiel mich das Gefühl tiefer Betroffenheit, wenn ich sehe das aus ihren Augen (und nicht nur aus ihren) die Angst und Sorge guckt, wie betroffen sie sind und auch was zwischen geschriebene Zeilen so mitschwingt.
Sehe ich das zu locker während um mich rum alle sehr besorgt sind?
Oder schiebt das mein Kopf bloß erst mal von sich weg, weil ich ihn mit derart vielen Infos gefüttert habe, das er jetzt über alle Eventualitäten informiert ist und es jetzt eher nach dem Motto geht „mal gucken was genau uns dann erwartet“???
Was macht dieser Horst eigentlich mit mir?
Ja und da war es dann das erste Loch.

Ich will nicht jammern, dazu gibt es momentan keinen Grund.
Aber ich gebe auch ehrlich zu Angst hab ich schon.
Vor der Chemo, vor dem was dann mit meinem Körper passiert, davor was es mit mir als Mensch, als Frau, als Partnerin, als Tochter, als Schwester und als Freundin macht und auch was es mit mir als Kollegin macht.
Ich habe Angst vor meiner Tapferkeit. Werde ich so ehrlich sein uns beizeiten sagen, wenn`s nicht geht oder übergehe ich den Punkt?
Hab ich im Urlaub schon einmal hinbekommen und mußte dann das Schmerzmittel wieder aufdosieren.
Werde ich als medizinisches Personal auch der sprichwörtlich schlechte Patient sein?
Alles Dinge, die dann gestern am Boden des Loch’s rum lagen.

Glücklicherweise konnte einiges besprochen werden, dafür sind Freunde jetzt eben da und dann war es auch wieder weg das Loch.

Heute war ich dann wohl vorläufig das letzte Mal beim Friseur, ganz wie sonst auch, Kurzhaarschnitt in Pumuckelrot.

Loch weg!!!
Nicht das Blödmann Horst meint, ich lass mich unterkriegen!!!

der Port mein Helferlein

Da ich immer wieder gefragt werde, wie das Teil denn aussieht, ob da was raus guckt und wie das funktioniert, dachte ich machen wir heute mal einen kleinen Theorieteil.

Bildergebnis für portkatheter bilder

Ganz genau nachlesen kann man das hier.

Da guckt nix raus, je nach Lichteinfall und Position meines Oberkörpers kann man eine kleine Erhebung sehen.

Das erste Bild ist wenige Tage nach der Op und das zweite vom Wochenende.

Es wird eine Narbe bleiben, die mich wohl auf immer an diesen Abschnitt erinnern wird, aber das ist alles nicht so wichtig, wenn man mit diesem Helfer den Kampf aufnehmen kann und gewinnt.

Ich selber merke ihn, momentan stören noch der Gurt beim Autofahren und die Handtasche kann ich auch nicht auf links tragen. Aber es sind ja auch erst drei Wochen her seit der Implantation, das wird sich noch geben.
Ansonsten ist inzwischen wieder fast alles möglich was ich sonst auch gemacht habe. Es gibt Bewegungen mit dem linken Arm, die unangehm sind, die lässt man ganz fix sein und manchmal zwickt es eben vor allem bei Wetterwechsel (ja wieder ein Erbe von Papa) und wenn sich das Brustgewebe zyklusbedingt ändert. Nicht das man Horst ganz vergisst *grrrr*

Wenn es mit der Chemo los geht, lass ich von der Arzthelferin ein Foto machen für euch und für mein Horst Fotobuch.

tu dir selbst gut

Neue Devise!

Ich suche nach einem Rhythmus, nach Dingen die mich entspannen, die die Gedanken nicht kreiseln lassen und die mir körperlich gut tun.

Körperlich gut – mein Essverhalten aus Schweden mitgenommen

 

Knäcke mit Frischkäse und Gurke oder Käse drauf und zum Frühstück Joghurt mit Haferflocken, Kokosflocken und Chiasamen drüber.
Hat sich ganz von alleine eingestellt, genau so wie die Vorliebe für Bitterstoffe und Ingwertee.
Der Körper zeigt einem schon was er braucht.

Seelisch gut tut mir Gartenarbeit bzw. überhaupt mein Garten.
Bissel was schaffen, das Vollbrachte genießen und einfach gucken wie es überall summt und brummt und blüht.
Deswegen neu eingezogen bei mir:

Fingerhut und Rittersporn

 

Ecchinacea (Sonnenhut) Hybridensorten

Und ihr so?

warten

– das kann ich ja scheinbar so gar nicht oder in den Tag hinein leben.

Der Termin beim Onkologen ist am 24.7. bis dahin heißt es warten, darauf wann es los geht, was genau gemacht wird und ob nicht doch vorher noch mal nach dieser Zyste geguckt werden muss, die eigentlich laut Ultraschall an meiner Niere wohnt, angeblich im CT aber an der Bauchspeicheldrüse saß. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das ein 4 cm großes Etwas an der Bauchspeicheldrüse übersehen wurde, wenn da eh wegen ner alten unbemerkt gelaufenen Entzündung ganz genau geschallt wurde. Das kann die Schwester in der Funktionsabteilung auch nicht und meine Frauenärztin und meine Chefin sagten was von Überlagerung, aber ob das der Onkologe auch so sieht???

Ich warte darauf endlich mal bei der Nuklearmedizin jemanden zu erreichen, um den Termin für die Knochenszintigraphie zu vereinbaren, entweder besetzt oder es klingelt endlos.

Ich warte auf noch zwei Beanies und mehrer Multifunktionstücher, dann denke ich bin ich ausgestattet. Erst mal  😉

Warten auf die Waschmaschine, den Postboten, auf Post von der Krankenkasse….
Nervig.

Ich war schon in Elternzeit nicht die Frau, die einzig und allein für den Haushalt und den Garten bestimmt ist. Das merk ich jetzt grad wieder.
Aber für die ganzen Bücher und mein Strickzeug fehlt mir, wahrscheinlich wegen der momentanen Ungewissheit, irgendwie auch die Muse – ich brauch Struktur im Alltag.
Also doch erst mal den Haushalt so auf Vordermann bringen, das hier getrost auch mal was liegen bleiben kann, wenn ich aus Versehen liegen muss. Obwohl ich mir keine Sorgen machen muss, mein Schatz ist echt ein Hausmann und ne sehr große Hilfe von daher is hier eigentlich alles fertig.
Das Fotobuch vom Urlaub kann ich ja auch mal erstellen und nächste Woche ist der Garten dran.

Ach und nein, ich nehme keine Bügelwäsche an, so langweilig is mir dann auch nicht.  🙂

Komisch irgendwie

Zu Hause ist am schönsten.
Da sind liebe Menschen, da hat man seine Wohlfühlburg gebaut.
Da horte ich neben Wolle und Handarbeitsanleitungen und Büchern neuerdings Beanies inzwischen schon vier und Tücher.
Zu Hause ist aber neuerdings auch dieser fette Ordner für Brustkrebspatientinnen, den ich immer mit zum Arzt tragen soll. 
Zu Hause sind Arzttermine und ein Krankenschein, der ohne zu diskutieren bis 6.8. ausgestellt wurde.
Komisches Gefühl irgendwie.
Überweisung zum Onkologen und zur Knochenszintigraphie muss ich jetzt mit abarbeiten, der Kasse erklären das ich nicht seit der Verkündung das Horst hier wohnt krank war sondern noch meinen Jahresurlaub vertilgt habe wegen der Krankengeldzahlung ab siebter Woche AU.
Fühlt sich im ersten Moment dienstlich an bis ich meinen Namen sagen muss damit die wissen um wen es geht.
Komisch irgendwie „da wächst man rein“ sagte die Frauenärztin heute.
Nu ja hab ich heute mal damit angefangen mit rein wachsen – bissel Haushalt, bissel Einkauf, bissel Arzttermin und bissel Urlaub – scheint ja jetzt für ne Weile so zu werden.

Komisch irgendwie….