Was wünschst du dir?

Ich selbst hatte seit 06.12. mit Corona zu tun, erstmals seit der Pandemie, zumindest laut Test. Deswegen war es hier auch eher ruhig.

Nun bin ich wieder fit und starte mit neuen Ideen und Projekten durch.

Viele von euch starten sicherlich wieder mit guten Vorsätzen ins neue Jahr.

Mehr Sport, mehr Bewegung, mehr Gemüse, weniger Fleisch, weniger Alkohol, eine Sprache lernen, ein neues Hobby, den Job wechseln, sich weiterbilden,  …..

 

Ich praktiziere ja seit einigen Jahren verschiedene Rauhnachts Rituale.

Dieses Jahr also 2023/2024 habe ich insgesamt 15 verschiedene Frauen aus ganz Deutschland dabei begleitet. 

Wir haben gemeinsam zurück auf das fast zu Ende gegangene Jahr geblickt, resümiert was gut war, was nicht so, was wir ändern wollen, was nicht, was wir vielleicht nicht geschafft haben, Vorschau auf das neue Jahr gehalten und so weiter.

Ganz am Anfang sind wir mit dem Ritual der 13 Wünsche gestartet, nach 12 Tagen und Nächten bleibt nur ein Zettel übrig, die anderen wurden je einer täglich verbrannt.

Der Wunsch auf diesem Zettel – für den bist DU selbst zuständig.

Bei vielen sind es Wünsche für mehr Pausen, für mehr Selbstfürsorge, für mehr Miteinander gewesen.

 

Deshalb frage ich dich heute – WAS WÜNSCHST DU DIR?

 

Vielleicht klappt es mit einem guten Wunsch, denn du dir selbst erfüllen kannst viel besser, als mit aufgezwungen großen Vorsätzen.

Was meinst du?

 

Deine Anett

 

 

Ich bin 1 von 8

Statistisch gesehen, erkrankt eine von acht Frauen in ihrem Leben an Brustkrebs.

Ich bin 1 von 8.

2018 im Juni erfuhr ich von meiner Brustkrebsdiagnose, da war ich gerade einmal 41 Jahre alt.

Im Oktober wird jedes Jahr vermehrt auf Brustkrebs hingewiesen, aufgeklärt, neueste Forschung ins Licht gerückt, zur Vorsorge aufgerufen und auch über die Betroffenen selbst berichtet.

Die Betroffenen?

Ja ich schreibe bewusst nicht die Frauen, denn es können ebenso auch Männer Brustkrebs bekommen. Laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts Berlin etwa 770 Männer jährlich und 66.800 Frauen in Deutschland wohlgemerkt, nur in Deutschland!

Zahlen, die mich immer wieder erschrecken. Man könnte fast glauben, dem Krebs nicht entkommen zu können.

Was einen zukünftig in puncto eigener Gesundheit erwartet, das weiß keiner, aber man kann einiges dafür tun, um vor zu beugen oder früh zu erkennen.

Vorbeugen geht in sofern, als das man einfach gut auf sich und seinen Körper achtet. All das, was seit Jahren gebetsmühlenartig immer wieder angeführt wird, gilt hier natürlich auch. Gesundes gutes Essen, ausreichend Trinken, Bewegung, Entspannung, wenig bis kein Alkohol usw. – ich denke das muss ich hier nicht noch einmal alles aufführen.

Vorsorge beziehungsweise Früherkennung geht in sofern, als das man die Vorsorgeuntersuchungen der Krankenkassen wahrnimmt und sich auch selbst regelmäßig selbst untersucht.

Darauf weisen viele meiner Krebsblogger Freundinnen, hier das Bild von Michaela „Krebs nicht mit mir!“, an jedem 1. des Monats hin.

„Tastet eure Brüste ab“ heißt es da immer. Das gilt auch für die Männer!

Männer sollten aber außerdem einmal monatlich ihre Hoden untersuchen. „Check your nuts“ oder „Check your balls“ heißt die Kampagne dazu.

 

Aber was ist eigentlich nach dem pinken Oktober?

Wenn all die tollen Veranstaltungen und Aktionen vorbei sind und alle Produkte mit der pinken Schleife verkauft?

Dann sind es „nur“ die Krebsgesellschaften, Selbsthilfegruppen/-verbände und Betroffene, die darauf aufmerksam machen.

Ich möchte nicht, das Krebs 24 Stunden täglich Thema ist, das würde einen ja vollkommen verrückt machen, aber ich möchte ein Bewusstsein dafür wecken, das Krebs egal welche Art ganzjährig Saison hat.

Das Krebs in sehr vielen Fällen glücklicherweise heilbar ist, es aber ebenso viele Menschen mit Spätfolgen oder Metastasierung gibt, die ihren Alltag tapfer bestreiten ohne das darüber berichtet wird.

Das Krebs zur Existenzbedrohung werden kann.

Ich möchte immer und immer wieder (vielleicht war ich mal eine Gebetsmühle) darauf aufmerksam machen, dass eben nach der sogenannten Heilungsbewährung von 5 Jahren, nach überstandener Therapie nicht wieder alles in Butter ist.

Ich möchte euch Tipps an die Hand geben, wie ihr mit Erkrankten umgehen könnt oder wenn es euch doch selbst erwischt hat, wo man Hilfe findet, denn dazu gibt es immer noch viel zu wenig Wissen in der Gesellschaft, aber sehr gutes Material in Form von Büchern oder Broschüren zum Teil von Betroffenen wie mir.

Deswegen gibt es diesen Blog hier, er wurde mit der Diagnose 2018 geboren. Weil mir diese Informationen damals gefehlt haben, weil ich sie umständlich suchen musste, weil ich in der ersten Zeit niemand selbst betroffenen fragen konnte.

Deswegen bitte ich euch immer wieder, meine Post’s zu teilen, den Blog oder gleich die Seite zu abonnieren und mich weiter zu empfehlen.

Eure Anett

 

 

 

 

 

 

Dankbarkeitschallenge für Blogger

Moira Heim hat vor einigen Wochen die Dankbarkeitschallenge für Blogger gestartet.

In den nächsten, Wochen und Monaten schreiben wir jeden Tag auf wofür wir dankbar sind.

Nenne 3 Dinge, heute hier auf meinem Blog wofür du dankbar bist.

Danke fürs kommentieren.

In Dankbarkeit

Moira

Da bin ich doch gern mit dabei.

Nachuntersuchung in der Strahlenklinik ohne Befund

Produktiver Termin mit der SKG

ein super verständnisvoller Ehemann

 

Und ihr so?

Macht doch gern mit, entweder im eigenen Blog oder hier in den Kommentaren oder direkt bei Moira.

 

 

Gedanken zum Weltkrebstag

Der Weltkrebstag ist inzwischen eine Woche her.

Jedes Jahr steht er unter einem bestimmten Motto – dieses Jahr lautet es „Versorgungslücken schließen“.

Ich habe lange überlegt ob und was ich dazuschreiben könnte.

Unser Gesundheitssystem hat schon einige Zeit riesige Probleme, kaputt gespart, auf Gewinn getrimmt an Stellen wo es um Menschen und nicht um Waren geht.

Desto mehr brachte mich dieses Motto ins Grübeln.

Versorgungslücken, da dachte ich als Ehrenamtler der Frauenselbsthilfe Krebs und als Gruppenleiterin des Netzwerk FSH Onliner, natürlich gleich erst mal an die Selbsthilfe.

Wir schließen die Lücke zwischen Arzt und Patient, reichen die Hand, hören zu, trösten, sind Vorbilder, geben Hoffnung, vermitteln, feiern gemeinsam das Leben oder trauern auch. Nicht jeder möchte zum Psychoonkologen, viel schlimmer, es gibt ja gar nicht genug Plätze, aber es gibt uns. Wir sind keine Studierten, keine Fachleute nach Definition. Wir sind Betroffene auf Augenhöhe, die das alles schon selbst erlebt haben oder gerade erleben, die wissen wie es sich anfühlt, was mit einem selbst, mit der Familie und den Freunden passiert. Wir sind die mit dem Verständnis für Wortfindungsstörungen und Gedächtnislücken, Perücken, Mützen, Glatzen, Narben – haben wir alles schon gesehen und meist keine Scheu davor. Wir leisten etwas, was kein noch so empathischer Arzt oder Psychoonkologe kann, einfach weil sie es glücklicherweise nicht selbst erleben mussten.

Leider werden auch in der Selbsthilfe die Lücken größer.

Wir altern, wir sterben oder wir haben ein neues Leben, einen neuen Job und dann fehlen wir in der Selbsthilfe. Nachwuchs schwierig zu bekommen, denn Selbsthilfe hat in vielen Köpfen immer noch ein angestaubtes Image. Neue Ideen und Konzepte sind gefragt, die Geldgeber müssen überzeugt werden. Ja Geldgerber – richtig gelesen. Selbsthilfe ist für die Betroffenen in der Regel kostenlos, aber es kostet uns Anbieter ja trotzdem nicht nur Zeit. Raummiete, Porto, Büromaterial, Fahrtkosten, …. Größere Vorhaben können nur mit Fördergeldern gestemmt werden, um sie kostenlos für die oft finanziell arg eingeschränkten Betroffenen zu halten. Ein Ratenschwanz an Bürokratie und Verwaltung für Menschen, die doch einfach nur den anderen helfen wollen.

Das ist für mich eine der Versorgungslücken. Da muss unbedingt nachgebessert, die Bürokratie verschlankt und an der Vernetzung gearbeitet werden.

Aber die Versorgungslücken tun sich ja leider schon in der Behandlung auf.

Ärztemangel, Fachkräftemangel, unrentable Krankenhäuser vor der Schließung, weite Wege, ewig lange Wartezeiten auf Facharzttermine, … Lücken, die ein akut Erkrankter so gar nicht brauchen und die auch Selbsthilfe nicht schließen kann. Leider ist da derzeit kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Beginnt ja schon mit der Vorsorge.

Den Checkup35 gibt es nicht mehr alle 2, sondern nur noch aller 3 Jahre beim Hausarzt. Als ich in der Ausbildung zur Arzthelferin war, beinhaltete er noch ein EKG, das wurde dann im Laufe der Jahre gestrichen.

Es gibt derzeit den Checkup 35, Hautkrebsscreening, Krebsvorsorge für Männer und die für Frauen und die Darmkrebsvorsorge.

Das Ärztemagazin hat dazu eine schöne Grafik erarbeitet, die ich euch hier einstelle.

Ich bitte euch von Herzen, nehmt diese Möglichkeiten wahr, sprecht euren Arzt darauf an. Auch Selbstuntersuchung immer zum 1. des Monats gehört dazu.

Wenn schon Versorgungslücken für Patienten bestehen, dann nutzt diese Angebote, so habt ihr zumindest keine VORsorgelücke, wenn es schon VERsorgungslücken gibt.

Eure Anett

Auf das was da noch kommt

Vielen von euch wird der Song von Max Giesinger und Lotte bekannt sein, der heute zu meiner Blogüberschrift geworden ist.

Er begleitet mich seit seiner Veröffentlichung und drückt mein Lebensgefühl aus.

Auf das, was da noch kommtAuf jedes Stolpern, jedes ScheiternEs bringt uns alles ein Stück weiter zu unsAuf das, was da noch kommtAuf das, was da noch kommtAuf Euphorie und alles LeichteHoff‘, das wird lange noch so bleiben für unsAuf das, was da noch kommt
Wir haben August 2022, es sind etwas über 4 Jahre nach der Diagnose Brustkrebs und knapp 3 nach Ende der Akuttherapie.
4 Jahre erst als Brustkrebskriegerin, jetzt als Brustkrebsüberlebende, Krebsblogger, Brustkrebsaktivistin und Aktive in der Selbsthilfe.
4 Jahre aus dem Arbeitsleben raus, inzwischen endlich im Rentenbezug.
4 Jahre voller Neuerungen, Umstellungen und auch Abschiede.
Aber auch 4 Jahre, in denen ich mich entwickelt habe. Dinge gemacht oder probiert habe, an die vor der Diagnose nicht zu denken war. Menschen kennen gelernt habe, die ich wohl ohne diesen Mist nie im Leben getroffen hätte.
All das hat seine Zeit, Geduld, Mut und Vertrauen gebraucht und mich in der Tat so manchen Nerv gekostet und so paar silbrige Zeitgenossen zeigen sich auch schon auf dem Kopf.
Es braucht definitiv keine Krebsdiagnose oder ne andere Katastrophe, um sein Leben neu auszurichten oder zu ändern, aber bei mir war es eben so und ich habe versucht, für mich das Beste daraus zu machen. Mein Glas war immer halb voll und irgendwo da hinten, ganz am Ende des Tunnels ist auch ein Licht und wenn es nur eine Kerze ist, aber da ist ein Licht.
Gerade dieses Jahr, so finde ich, kommt bei mir einiges ins rollen und hat sich noch mal etliches getan und geändert.
Und es fühlt sich immer mehr nach meinem Weg an.

Ich bin in der FrauenselbsthilfeKrebs (FSH) aktiv und leite derzeit noch bis zum Abschluss die Onlineselbsthilfegruppe der NetzwerkstattKrebs. Ab September bzw. an sich jetzt schon, denn ich wurde ja gewählt und wir arbeiten auch schon, leite ich das Netzwerk FSH Onliner und ich bin Rechnungsprüfer im Landesverband Sachsen.
Aktuell ist mein Typ hier und da gefragt, wenn es darum geht um bestimmte Themen zu referieren. 
Wissen zusammen sammeln, aufbereiten und verständlich weiter zu geben ist mein Ding und inzwischen bin ich auch nicht mehr soooooo sehr aufgeregt vor einer Rede.
Ich bin Meditationsleiter und Waldbaden Kursleiter und nutze das für mich persönlich, für Freunde und auch wieder in der Selbsthilfe.
Heute durfte ich sogar beim Fatigue Coaching, an dem ich eigentlich Teilnehmer bin, darüber sprechen und eine kurze Meditation anleiten.
Und mein kleines Business als virtuelle Assistentin und Postkarten Ersteller läuft auch.

Trotzdem stell ich mir schon öfter mal die Frage, ob es genug ist was ich tue?
Ich lebe nun mal vom Steuerzahler, sollte ich da nicht mehr zurück geben?
Was denken die anderen, wenn die mich so aktiv sehen obwohl ich doch EM Rentner bin?
Kürzlich hat mir mein Körper diese Frage mal wieder richtig gut beantwortet.
Nachdem ich seit Anfang Juni eigentlich im 2 Wochen Takt unterwegs war zu Tagung, Fotoshooting, Abschlussveranstaltung und Co, ging nix mehr.
Geistige Erschöpfung, körperliche Symptome, massives Ruhebedürfnis hatten Absage aller Termine zur Folge. Deswegen war es hier auch eher ruhig geworden.
Zum Glück startete just in diesem Zeitraum das Fatigue Coaching und ich durfte/musste erkennen, das ich zwar relativ gut Termine plane, aber keine Pausen. Und das auch Termine, die mir Spaß machen, die ich als locker leicht empfinde, Kraft kosten. Positiver Stress, ist unterm Strich auch Stress.
Und dann denk ich wieder: 
„Welcher Chef soll dich einstellen, wenn du vormittags 2 Stunden körperlich was machen kannst im Rahmen deiner Möglichkeiten, dann 2 Stunden Mittagspause brauchst und erst am späten Nachmittag oder nach 20 Uhr noch zu geistiger Form aufläufst?“
Ich hab den Chef gefunden!
ICH
Ich bin die Chefin, die Managerin meines Alltags, meiner Gesundheit und meiner Kräfte.
Ich gebe mit meinen Ehrenämtern der Gesellschaft etwas zurück.
Ich erwirtschafte mit meinem kleinen Business zumindest kleine Beiträge, die in meine Altersvorsorge fließen, damit ich später nicht noch mehr vom Staat benötige.
Und ansonsten lebe ich.
Ich habe den Krebs überlebt mit allen Spätfolgen und Nachwehen, die er mir so beschert hat.
Ich weiß nicht ob und wann er wieder kommen wird. Am besten natürlich gar nicht!
Deswegen freu ich mich, auf das was da noch kommt!
Wenn ich so an all das denk‘Will ich, dass es jetzt beginntWenn ich so an morgen denk‘Kann ich’s kaum erwarten, dass es jetzt beginnt!
 

Kirschen Lachen Bine

 

Heute ist der 19.07.2022, für viele ein ganz normaler Tag.

Für mich, vor allem aber Alexej und die Bassetts und viele Freunde und Wegbegleiter ist es Sabines zweiter Todestag.

Der Zweite schon! Für mich fühlt es sich an als hätte ich eben erst davon erfahren.

Wie mag es sich wohl für Alexej anfühlen.

Er hatte das große Glück, das er seine Sabine gut umsorgt bis zum Schluss begleiten konnte. Und das sie einen sanften Übergang hatte.

Sabine sammelte während ihrer langjährigen Therapie Kirschen 🍒 und Postkarten. Kirschen oben auf dem Sahnetuff noch drauf. Kirschen als ein schöner Moment, schöne Geschenke, Reisen, Buch, Bild was auch immer, die man in schlechten Momenten noch mal genießen konnte.

Unvergessen bleibt ihr Postkartenflashmob.

Unvergessen bleibt auch Bine.

Wenn ich Kirschen esse, denk ich an sie.

Wenn ich Betroffene betreue, empfehle ich immer wieder Ihre großartigen Bücher.

Und meinen schwarzen Krebshumor hab ich von ihr gelernt.

Während nach meiner Diagnose Angst, Bedrücktheit und Sorge um mich herrschte, hab ich (zugegebenermaßen im stillen Kämmerlein) mit Sabines Buch vor mich hin gelacht. Es hat allem etwas die Schwere genommen.

Später ist zu meinem ICH geworden, zu lachen, nicht gleich in Panik zu verfallen und dem ein oder anderen einen witzigen Namen zu geben. Sogar Postkarten hab ich meine Freunde schicken lassen.

Liebe Bine, dafür bin ich dir sehr dankbar.

Auch wenn wir es nicht mehr zu einem Törtchen geschafft haben, so bist du so etwas wie meine Freundin geworden.

Ich hoffe es geht dir gut auf deiner Kirschwolke. 

🍒🍒🍒🍒🍒🍒🍒🍒

Wenn Eine eine Reise macht…..

„Fahr mit dem Zug und du lernst Leute kennen!“sagte die liebe Christiane Strüven einmal zu mir.

Hmmmm entweder war ich bisher im falschen Zug oder der mit den gesprächigen Leuten war schon weg.


Meist sind die Menschen mit ihren Handys und Tablets beschäftigt. Im ICE sind eh immer sehr viele very buisy.

Oder sie hören Musik, lesen, schlafen oder signalisieren per Gesichtsausdruck „kein Anschluss unter dieser Nummer“

Ab und an trifft man aber jemanden für ein ungezwungenes Gespräch, das je nach Reisezeit auch schon mal tiefgründig werden kann.



Da war zum Beispiel der nette Herr mittleren Alters, der im August 2021, trotz dessen er irgendwelche Akten bearbeitete, auf mein Shirt mit „Pilgern gegen Krebs“ aufmerksam geworden war. 

Gut kleine Rothaarige mit tiefgrünem Shirt und einen riesigen Rucksack, da kann man ja mal nen Blick riskieren und sich einige Fragen stellen.

Wir kamen ins Gespräch übers Pilgern, warum ich das mache, von wo nach wo und das er das selbst auch noch plane. 

Pilgern ist kein Thema der Art „wie ist das Wetter heute“ und so verging die Zeit zwischen Dresden und Berlin flugs, seine Akten blieben unbearbeitet, mein Pilgermagazin ungelesen, aber wir hatten ein gutes Gespräch.

Dann war da 2016 noch die Dame aus dem Wäschegeschäft, die nach Dresden unterwegs war.

Was anfänglich als Smalltalk anfing, führte auch hier schnell dazu, das man von Zwickau bis Dresden quasselte, zusammen ausstieg und eine gute Reisezeit hatte.

Letztens mit der S-Bahn nach Leipzig erlebte ich tatsächlich mal das, was ich bisher nur von anderen gehört oder als TV Bericht gesehen hatte.

Schienenersatzverkehr, Zug verpasst, Zug übervoll.

Seit einiger Zeit wird hier an der S-Bahn Strecke gebaut, bisher immer ohne Probleme für mich.

Diesmal warnte mich meine App und auch die Bahn per Mail, das es Änderungen gäbe und ich doch umbuchen sollte.


Lieber Software Entwickler, wenn man Sparticket hat, is nix mit umbuchen!


Nun ja, Rechereche meinerseits zeigte an, das da ein Bus eingesetzt werden soll und ich trotzdem nach Leipzig käme.

HIER hätte ich stutzen müssen!

Ein Bus ist keine S-Bahn, Straßen sind keine Gleise, demzufolge dauert es länger.

Ich habe aber nicht gestutzt …..

Völlig blauäugig stieg ich also in den Bus und vernahm recht bald von der Lehrerin der Grundschüler auf Klassenfahrt, das wir über ne Stunde fahren.

Äääääh, das passt ja gar nicht zu meinem ICE ab Leipzig!


Atmen Anett, schön atmen und schon mal nach dem nächsten ICE schauen.

Hoffen Anett, schön hoffen, vielleicht musst du zum ICE rennen, aber du erwischst ihn noch.


Einige Zeit später, wieder in der S-Bahn war klar – der Zug ist weg, aber so was von weg!

Glücklicherweise hatte ich da aber schon das Gespräch mit Jörg begonnen. Seines Zeichens Zugbegleiter, aus der Nachbarstadt, täglich hier unterwegs und an Austausch interessiert. Schnell war gemeinsam der nächste ICE raus gesucht, alle Fragen meinerseits zum Ticket geklärt und in Leipzig sogar noch Zeit für einen Kaffee.

Offen sprachen wir über das Leben, meine Erkrankung und mich als junger Rentner und was er so tagtäglich alles erlebt. 

Ich dachte ja immer als Arzthelferin oder im Verkauf erlebt man einiges, aber als Zugbegleiter ist das locker zu topen. Kein Wunder, das da immer Leute gesucht werden.


Apropos gesucht. 

Hier hatten sich jedenfalls zwei gefunden, die sich grundsätzlich verstehen und abseits von Geplänkel auch noch Gesprächsstoff haben. So wurden Nummern getauscht und natürlich das restliche Wochenende Bericht erstattet, wer gerade in welchem Zug steckt.


Man kann eben doch Leute kennenlernen auf Reisen, womit wir wieder zu Christiane zurück kommen.

Ich denke es würde uns allen, ganz unabhängig vom Reisen, gut tun, offener zu sein und Begegnungen zu zulassen ohne direkt etwas negatives zu vermuten oder sich selbst klein zu machen.

Ein Lächeln, auch unter der Maske, kann da ein guter Anfang sein.



Ach ja und für die nächste Reise mit dem Zug im Juli nehm ich dann eine S-Bahn früher. Sicher ist sicher!



Wie ich wurde, was ich bin

 

Im ersten Moment würde ich berechtigterweise sagen, das Leben hat mich zu dem gemacht wer oder was ich jetzt bin. Grundsätzlich stimmt das ja auch, aber das sogenannte Leben ist ja bei jedem von uns anders. Jeder hat andere wichtige Stationen in seinem Leben durchlaufen, die genau die Person aus einem geformt haben, die man eben jetzt ist.

1. Kindheit in der DDR

Als Jahrgang 1976 habe ich bis zur frühen Pubertät meine Kindheit in der DDR erlebt und geliebt. 

Wohlbehütet in Kindergarten, Grundschule und Hort wuchs ich auf und bekam von all dem, was da ab Mitte der 80er Jahre so um mich rum brodelte, nichts mit.

Statt dessen, war ich ein fleißiger Pionier und demzufolge im Gruppenrat, im Freundschaftsrat, gab Nachhilfe und war zufrieden so wie es war.

Erst in den Jahren 1988/89 entdeckte ich, sehr zum Leidwesen meiner Eltern, das ich eine Meinung und eine Stimme habe, die ich auch vertreten darf. Ich gab mit als Erste den Pionierausweis ab und verweigerte wie der Rest der Klasse das „für Frieden und Sozialismus seid bereit“ und das im Herbst 1989 als die Wandlung gerade erst in Gang kam. In der damaligen politischen Situation für meine Eltern wirklich nicht einfach.

2. Pubertät und Abitur – alles neu macht die Wende

Ende der 80er Jahre, das wissen wir ja alle, kam die Wende. Pioniere und FDJ gab es nicht mehr, so vieles liebgewonne galt auf einmal als nicht mehr richtig und gar verpönt.

In einer Zeit, wo man als Jugendliche eh nach einer Richtung und seinem Weg sucht, verwirrend. Welche Schulbildung sollte man einschlagen? Lehre oder Studium? An wem sich orientieren?

Um Zeit zu schinden und natürlich auch, weil meine Noten es her gaben, wechselte ich wie so viele damals auf`s Gymnasium und absolvierte 1995 mein Abitur. 

Anfangs mit Plänen für ein Sozialpädagogik Studium, – – das mir zu praxisfern mehr Verwaltung war, dann mit einer Ausbildung zur Hebamme – da schreckten mich die geforderten Zahlen an Geburten mit Komplikationen und Co ab, fand ich schließlich mein Glück als Ausbildende zur Arzthelferin direkt vor Ort.

Helfen wollte ich, am Menschen dran sein und ich musste nicht mal von zu Hause weg ziehen. 

Letzteres blieb damals vielen nicht erspart. Für mich wäre es einer Katastrophe gleich gekommen, fand ich damals.

3. die 90er – Lehre, Liebe, Krieg im Kosovo

Meine 90er waren in erster Linie vom Lernen geprägt. Lernen für`s Abitur, für die Lehre, für den Berufsabschluss. Immer mit der Ansage von Eltern und Verwandten „streng dich an, du brauchst gute Noten, sonst kommst du nirgends unter“ 

Ja, das war die Angst in dieser Zeit, wenn man nicht die/der Beste war, dann wurde jemand anderes genommen und selber stand man blöd da.

Glücklicherweise hab ich in meiner Lehre früh vermittelt bekommen, das es der Umgang und das Gefühl für die Patienten sind, das Organisationstalent und das selbstständige Arbeiten, die ausschlaggebend sind und nicht die Noten.

Trotzdem war ich oft das schüchterne Häschen, zumindest tief innen drin, wenn das nach außen auch oft einen anderen Anschein hatte. Aber der Druck einen guten Eindruck machen zu müssen, war immer da, anerzogen und selbstgemacht.

Ende der 90er ging mein damaliger Freund und späterer Ehemann zur Bundeswehr und musste natürlich gleich mit zum Einsatz in den Kosovo. Erstmals musste ich auf mich allein gestellt, das Leben meistern. Natürlich hatte ich noch meine Eltern, aber die brauchten gesundheitlich in dieser Zeit mehr meine Hilfe, als das sie mir eine hätten sein können.

4. die 2000er – wir gründen eine Familie

Nach dem ersten Auslandseinsatz haben wir geheiratet, nach dem zweiten und dem Ausscheiden aus der Bundeswehr kam unser Sohn Phillip. 

Bilderbuchverlauf? 

Nicht so ganz, rückwirkend betrachtet. 

Ich war erst unter der Woche allein zu Hause als Soldatenehefrau, später dann als Ehefrau eines LKW-Fahrers. Erst im Nahverkehr, alsbald im Fernverkehr. Ich war auf mich allein gestellt.

Arbeit, Kindergarten, Haushalt und den ganz normalen Wahnsinn musste ich alleine stemmen und wurde das Gefühl nicht los, das es das doch nun nicht für die nächsten Jahre gewesen sein könnte.

Aber alles was mich neben der Arzthelferin noch interessierte, unter Umständen sogar eine berufliche Veränderung herbei führen könnte, war zu teuer, zu zeitaufwändig, zu weit weg und ich traute mich schlicht und einfach nicht aus meiner Komfortzone heraus.

Also blieb alles beim Alten.

5. die 2010er – Kehrtwende und Brustkrebs

Es kriselte in unsere Ehe, meine Unzufriedenheit wuchs. Mein Leben bestand aus der Arbeit in der Praxis, Kind und Haushalt, unserem Garten und der Versorgung meines Opas und der Unterstützung meiner Eltern. Abends war ich zwar kaputt, aber oft nicht erfüllt.

Phillip kam in die Schule und es setzte sich langsam der Abnabelungsprozess in Gang – alleine auf den Spielplatz oder zu Freunden, übernachten bei Freunden, später Sportverein und Co. Und ich hatte freie Zeit oder arbeitete je nach Dienstplan. Oder ich übte und büffelte mit Phillip, dem Mathe und Deutsch nicht gerade leicht fielen.

In dieser Zeit entdeckte ich Yoga für mich und darüber kam ich mit weiteren Entspannungsmethoden und auch Lebensmodellen in Kontakt. Manches erschien nicht unmöglich.

Ende 2010 war die Unzufriedenheit so groß, das ich erstmalig einen Aufstand veranstaltete und mich von meinem Mann trennen wollte. Durch lange, teils schmerzhafte, Gespräche konnten wir das Ruder herum reißen, kurzfristig zumindest. Beide hatten wir Fehler gemacht oder waren zu bequem gewesen.

Die Unzufriedenheit kam wieder und mein Wunsch nach Trennung und Veränderung, mitten rein platzte auch noch meine alte Jugendliebe von 1993.

Ab 2015 begann eine fordernde Zeit. 

Erst die Trennung, dann die sich ewig hinziehende Scheidung und dazu die neue alte Liebe, die auch nicht unkompliziert startete. 

Stress zu Hause, Stress mit dem Ex und Stress auf Arbeit, weil da eine Kollegin für länger ausgefallen war, umgezogen sind wir auch noch. Dazu Phillip mitten in der Pupertät und im Schulabschluss.

2018 als alles überwunden und in geordneten Bahnen schien, entdeckte ich einen Knoten in meiner Brust. Das Leben stand wieder Kopf, aber diesmal heftiger als jemals zuvor.

6. Brustkrebs und mein zweites Leben

Stell dir vor, nach dem Seilspringen tut da was in deiner rechten Brust weh. Tage später wird man dir erklären, das du Brustkrebs hast und nichts wird mehr sein wie vorher.

Um die Diagnose und Therapie zu verarbeiten, fing ich an zu bloggen. 

„Horst muss sterben“ ist zuerst nur aus diesem Grund entstanden. Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich der Blog zu dem was er heute ist.

Nach 16 Chemotherapien, 3 OP`s und einem Herzkatheter war klar:

1. ich kann nicht mehr in meinen Beruf  bzw. ins Arbeitsleben zurück und das wo ich wirklich gerne als Arzthelferin gearbeitet habe

2. ich bin ein Mutant, könnte also wieder Krebs bekommen

3. ich möchte als EM-Rentner nicht nur auf der Couch sitzen

Das, was ich in all den Jahren unter keinen Umständen haben wollte, war jetzt eingetreten. 

Abhängig zu sein von Behörden, von deren Wohlwollen und Geldern und meinen Lebensgefährten um Geld bitten zu müssen. 

DAS BIN NICHT ICH! 

DAS WILL ICH NICHT SEIN!

Was also tun?

Was anfänglich nur ein loser Kontakt via Facebook war, entwickelte sich dann zu meiner eigenen Ausbildung zum psychoonkologischen Begleiter und inzwischen virtuellen Assistentin und Dozentin bei Andrea Heckmann. Sie hat von Anfang an an mich geglaubt und viel mehr in mir gesehen als ich selbst und vor allem die nötige Geduld mit mir gehabt.

Ich engagierte mich in der Netzwerkstattkrebs recht zügig, nachdem ich die ersten Male dabei war 2020, übernahm noch im selben Jahr die Leitung der Onlineselbsthilfegruppe, weil unsere liebe Patricia leider ihren letzten Weg eingeschlagen hatte.

Durch Corona war ich, und so viele andere auch, gezwungen online zu arbeiten, mir weitere Fähigkeiten am PC anzueignen. Zoom, GoogleDrive, Social Media und Co.

Was ich mir früher nie getraut hätte, ging jetzt auf einmal. 

Ich belegte weitere Kurse online oder per Selbststudium. Inzwischen bin ich Meditationsleiter und schließe in den nächsten Wochen den Kursleiter Waldbaden ab.

Ich kontaktierte andere Blogger oder Buchautoren ohne Scheu und so entwickelte sich ab 2019 mein eigenes kleines buntes Netzwerk.

Und ich entwickelte mich!

Anfangs völlig desillusioniert, gelang es mir, auch mit gut Zureden von außen, mich wieder auf meine Beine zu stellen. 

Heute bin ich virtuelle Assistentin, psychoonkologische Begleiterin und Beraterin, engagiert in einigen Krebsorganisationen, Fotomodell, entdecke mit Heike E.M.Jänicke meine kreative Ader, bin offen für Neues und vor allem glücklich und erfüllt, mit dem was ich tue.

Und nicht zuletzt, hab ich auch mein privates Glück gefunden.

Zwischen 40 und 45 hat mein Leben noch einmal eine völlig andere Richtung eingeschlagen.

Ich helfe immer noch Menschen und bin nah an ihren dran und von zu Hause weg muss ich, dank der Technik, auch nicht mehr. Aber jetzt macht es mir Spaß zu reisen und unterwegs zu sein. 

Ich habe gelernt, mich von dem zu trennen was mir nicht gut tut, Nein zu sagen. Mein Körper bzw. die berüchtigte Miss Fatigue, die gerne Verstärkung von Gisela Lymphoedem bekommt, zeigt mir sehr deutlich, wann Schluss ist. 

Ein Weg, der nicht immer leicht zu gehen war, den ich aber mit Mut zur Veränderung, Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten und auch der Lust am Leben geschafft habe.

Und das kannst du auch!