Ende und Anfang

Wieder irgendwo mitten auf der Ostsee 
Anett, Blödmann Horst und das Meer
Dieser Urlaub war unglaublich schön, entspannt, reich an Eindrücken und Entspannung.
Es war übrigens unser erster gemeinsamer Sommerurlaub.
Schweden ist wie soll ich sagen zum verlieben.
Wir waren in vier Städten plus Kopenhagen in Dänemark und trotz allem Großstadtgewimmel tönt dir immer ein freundliches Hey entgegen, sind die Menschen allem Anschein nach entspannter und gelassener. 
Schweden mit seinen weiten Landschaften, seinen kleinen Orten und den dem Reiseführer Klischees entsprechenden Häuschen das hat was.
Am lustigsten fand ich ja die Achtungsschilder am Straßenrand- da wird vor Igel, Wildschweinen, Rehen, Reitern, Radfahrern und natürlich Elchen gewarnt. Letzteren haben wir nicht zu Gesicht bekommen, dafür ein Reh an der Autobahn, einen Hasen im Tor der örtlichen Fußballmannschaft, jede Menge Dolen und hyperaktive Möven.
Schweden hat auch was mit mir gemacht.
Die Fäden mal aus der Hand geben, nicht alles selbst zu kontrollieren und zu managen. Das geht damit los, das Andreas gefahren ist und ich das Navi in der Hand hatte, geht weiter mit dem Kapitän der Fähre und dem Vertrauen das die von TTLine alles gebucht haben, weiter meinem spärlichem eingerosteten Englisch zu vertrauen und so weiter.
Sich einfach mal treiben zu lassen, sehen was der Tag bringt, genießen was kommt – was morgen ist, ist erst morgen dran.
Ich hoffe ich kann mir davon viel mitnehmen für die Zeit die mich jetzt erwartet.

Im Moment sitz ich draußen auf der Fähre in der Sonne und genieße den Ausblick.

Zwischenwelten

Da sind wir nun mitten auf der Ostsee, zwischen den Ländern und zwischen gesund und krank.
Ich stehe hier an Deck in der Sonne, glücklich mit der Entscheidung die Reise nach Schweden angetreten zu haben , gewärmt von der Sonne und all dem was ich die letzten zwei Wochen an Freundschaft und Liebe erfahren habe.
Horst ist glaube auch sowas wie ne Reise zu mir. 
Was kann mein Körper, was kann ich schaffen und aushalten?
Wer bin ich eigentlich?
Was macht mich und mein Leben aus?
Meine Familie, meine Freunde, meine beruflichen Leistungen?
Was will ich erreichen?
Womit und auch mit wem fühle ich mich wohl?
Was ist unnötiger Ballast, der mir jetzt wirklich zu schwer wird, im Weg ist und weg kann?

Irgendwie wie bei der alte Mann und das Meer, nur das es hier Anett, Horst und das Meer sind….

That’s what friends are for

Kennt ihr diesen Titel aus den 80ern noch von Dionne Warwick

That`s what friends are for

Kam mir gestern so in den Sinn.

Es tut gut Hilfe zu erfahren, auf offene Ohren zu stoßen oder einfach auch jemanden zu haben der mal ganz laut „scheiße!“ sagt.

Da bieten sich Freunde zum fahren an obwohl deren Zeit selber knapp ist, weil sie so eingespannt oder körperlich nicht ganz auf der Höhe sind.

Die beste Freundin sitzt als Apothekenmitarbeiterin an der Quelle und kümmert sich um Infos für mich wegen Leberschutz und was ich tun kann, um dem Körper unter die Arme zu greifen, was es an Hautpflege gibt und sie guckt sich mit mir auch noch das hunderste Foto von Tüchern und Turbanen und Caps an und antwortet mir auch noch um Mitternacht am Handy, wenn mir mal wieder was eingefallen ist.

Die Freundin, die im schönen Norden wohnt hat jemanden, die mir Kopfbedeckungen nähen kann. Die bombardier ich seit dem Wochenende mit Fotos.
MMR sag Bescheid, wenn der Speicher voll ist. 🙂

Ebenfalls krebskranke Bekannte stehen mit sehr sehr ehrlichen Rat und Tat zur Seite, rufen mal eben durch, bieten ihre Tücher und Mützen an.

Gesprächsbereitschaft per Telefon, mal auf nen Kaffee oder nen Spaziergang, Bücherausleihe oder Wollshoping –  soooo viele liebe Angebote gibt es inzwischen schon.

ICH WERDE AUF EUCH ZURÜCK KOMMEN!

Dafür sind Freunde eben da und manchmal werden in dieser Zeit auch aus Bekannten Freunde.

Deswegen spiele ich überall mit offenen Karten und erzähle von Horst.
Sicher ich ernte im ersten Moment offene Münder, Fassungslosigkeit, auch Tränen, aber dann folgen immer Mitgefühl und Hilfsangebote.
Ich hoffe, wenn es wirklich ernst wird, werde ich in der Lage sein, diese anzunehmen (ja daran bin ich jetzt gezwungen zu arbeiten) und noch wichtiger werden sie auch alle noch da sein.

Seifenblase

Zwischen Fussball WM, 50. Geburtstag und Konzert von Ringo Star schwebe ich wie in einer Seifenblase durch den Tag.
Scheinbar eine Art Selbstschutzmechanismus.
Ein Zwang sich mit mir zu beschäftigen ohne ganz den Alltag aus den Augen zu verlieren.

Ich bin inzwischen darüber informiert was es für Kopfbedeckungen gibt.
Perücke – nee nicht für mich.
Es wird wohl ein Verwandlungstuch oder ein schlichtes Seidentuch werden, was ich verschieden binden kann.
Kann ich nach Lust und Laune oder Outfit variieren, das hört sich erst mal nicht schlecht an.

Überhaupt! Wer sagt, das mir die Haare ausgehen werden?

Wie der Chemoport eingesetzt wird, hab ich auch nachgelesen.
Unter örtlicher Betäubung wohl und das Ding soll und wird ein Segen sein, denn meine Venen sind so schon nicht brauchbar und unter Chemo wahrscheinlich im Nirgendwo verschwunden.

Ansonsten?
Ich nehm ab morgen meinen Jahresurlaub, unser Schweden Urlaub wird statt finden. Vielleicht kann ich Horst dort aussetzen? schön wär’s 
Ich hoffe in den kommenden zwei Wochen noch das Staging hinter mich zu bringen, einiges an Papierkram zu erledigen und dann werden wir sehen was mich im Juli erwartet.