Ich glaub ich bin ein Faultier

 

Das ich Madame Fatigue bei mir notgedrungen beherberge, weiß der geneigte Leser ja inzwischen und auch, das ich Kontakte zu verschiedenen Autoren, Bloggern und Co habe.

Über das Buch Nicht auf weissem Flur von Antje Vorndran entstand der Kontakt zu Antje und ein guter Austausch, auch bei einer ihrer Onlinelesungen war ich schon dabei.

Anfang des Jahres fragte mich Antje, ob ich nicht für ihre Seite einen Text als Fatigue Betroffene beisteuern wollte quasi als CoAutorin, da sie einen Beitrag plante, der nicht nur von mir, sondern auch von einem Fatigue Coach ergänzt werden sollte.

Gesagt, getan!

Auf ganz unkomplizierte Weise erstellte ich den Text, arbeitete und optimierte ihn zusammen mit Antje und jetzt ist er schon einige Zeit auf Antjes Seite zu finden. Er trägt den gleichen Titel wie der heutige Post und auch das Bild stammt daher.

Mein Teil ist dieser hier:

Wie sich das konkret anfühlt, schildert Anett Kaczmarek so:

„Ich glaube, ich bin ein Faultier.“

Die Therapie ist vorbei, die Reha steht bevor und mich hat eine bleierne Müdigkeit überfallen. Die einfachsten Dinge kosten Kraft, ich brauche Pausen und Mittagsschlaf. Es fühlt sich an, als bewege ich mich im Zeitlupentempo und ich muss befürchten, dass mein frisch gewachsenes Haupthaar bald von Moos überzogen wird wie bei einem Faultier, das träge am Baum hängt.

Ich sollte doch glücklich sein, täglich Fortschritte machen in meiner Genesung, wieder zu Kräften kommen, damit ich wieder in meinen Beruf und meinen Alltag zurück kann. Stattdessen schlafe ich viel und lang, habe ein Gedächtnis wie ein Sieb, Konzentration mangelhaft und alles fällt mir schwer. Ich möchte gerne mal wieder ein Buch lesen und den Inhalt behalten. Möchte ohne Anstrengung einem Gespräch folgen können oder mit der Freundin shoppen gehen, ohne gleich von den Eindrücken überfordert zu sein. Mein Hirn scheint nur noch eine Durchgangsstraße für Informationen auf der Durchreise zu sein.

Der Onkologe sagt, der Körper wird circa ein Jahr benötigen, um alles zu verarbeiten und wieder in Ordnung zu bringen.

Die Psychologin sagt, die Psyche hängt nach und kommt oft erst nach überstandener Therapie zum Tragen.

In meinem Umkreis fallen Worte wie Depression und ich sollte doch Geduld haben mit mir.

Ich bin einfach nur frustriert und erschöpft, so unglaublich erschöpft.

Ich fange an, mich zu belesen. Fatigue-Syndrom hatte der Onkologe mal flüchtig erwähnt.

Die onkologische Reha bringt mir keine neuen Erkenntnisse. Mein Zustand bessert sich nicht wirklich, obwohl ich vieles aus der Reha in meinen Alltag einbaue. Ich habe inzwischen herausgefunden, dass mein Zustand Phasen unterliegt und auch wetterabhängig ist, während mein Onkologe immer noch meint, ich bräuchte einfach mehr Zeit als andere Patienten.

Zeit, die ich nicht habe.

Das Krankengeld ist ausgeschöpft, das Arbeitsamt ist jetzt für mich zuständig und die Erwerbsminderungsrente wurde in erster Instanz abgelehnt. Ich möchte doch einfach nur in meinen normalen Alltag zurück und ich möchte wieder arbeiten, eine Aufgabe haben.

So geht fast ein Jahr ins Land, bis ich zu einer weiteren Reha fahre. Fast 3 Jahre nach meiner Brustkrebs-Diagnose erhalte ich nun offiziell die Diagnose Chronisches Fatigue Syndrom.

In vielen Einzelgesprächen analysiere und strukturiere ich mit Hilfe des Psychologen meinen Alltag, ich lerne Entspannungstechniken und entdecke für mich den Wald als Ort zum Ruhe und Kraft tanken und auch, dass mir Alleinsein gut tut. Hier in der Reha fühle ich mich endlich verstanden und ernst genommen. Ich bin nicht faul oder träge, ich drücke mich nicht vor dem Arbeitsleben – ich habe eine Krankheit!

Ein Faultier bin ich noch immer, aber ich weiß jetzt warum und vor allem, wie man das Faultier vom Baum locken kann. 

Ich empfehle euch aber unbedingt, den ganzen Beitrag zu lesen und am besten auch abzuspeichern, falls ihr ihn mal für andere Betroffene benötigt, denn er wird ja durch Antje und den Fatigue Coach erst vollständig.

Und auch das Buch möchte ich euch noch einmal ans Herz legen.

Es umfasst sowohl immer Antjes Bezug zu ihrer eigen Erkrankung, als auch fachlich aufgearbeitete Informationen und sowie einen Teil mit verschiedenen Tipps und Übungen. 

Man kann es ganz klassisch als Buch kaufen, obwohl das nicht ganz richtig ist, denn es kommt im praktischen Ringbuchformat, so das es, wenn man mal wieder Zeit im Wartezimmer verbringt auch fix in die Tasche packen kann. Direkt auf Antjes Seite sogar mit Widmung bestellbar.

Und es gibt es auch im E-Book Format.

 

Das war Werbung aus ehrlicher Überzeugung, für die ich kein Geld bekomme. 

selbstwirksames Schreiben – Hilfe zur Selbsthilfe

Ich habe da mal wieder einen Kurs mitgemacht, also einen Abend.

Selbstwirksames Schreiben mit Marlis Lamers von Kommunikation-wortlos

Marlis und ich kennen uns seit meiner Ausbildung zum psychoonkologischen Begleiter. Ich schätze sie sehr für ihr unermütliches Tun zum Thema Kommunikation in der Pflege, zum Thema Lebensverfügung, Mimikresonanz und auch ihre Arbeit als freie Rednerin finde ich klasse. Ich durfte schon dem ein oder anderen Text, natürlich anonymisiert, lauschen.    

Als ihr Angebot zum selbstwirksamen Schreiben kam, gab es für mich gar keine Frage mich da anzumelden und den Abend zu buchen.

Das Trüppchen war klein aber fein via Zoom zusammen gekommen und oh Wunder, wir kannten uns alle. Zudem finde gerade bei diesem Thema sind große Gruppe wahrscheinlich gar nicht so günstig. Kennenlernen kommt dann beim Austausch.

Zwischen Theorie, die bei Marlis übrigens nie grau sondern bunt ist, gab es immer wieder Übungen.

Ähnlich wie bei Irena Jäger von aufs-papier.de beginnt man mit dem sogenannten Freischreiben. 

Die Aufgabe 7min oder auch 5min oder 10min zu einem vorgegebenen Thema oder Wort schreiben was einem so in den Kopf kommt. Ohne auf Rechtschreibung und Grammatik zu achten, einfach jeden Gedanken und Impuls aufschreiben.

Unser Thema war: Ich

Gar nicht so leicht sag ich euch, weil man eben zu Anfang noch zu sehr mit dem Kopf dabei ist und bewertet, für gut befindet oder verwirft und so weiter. Wenn man das aber ein paar Mal gemacht hat, fällt einem das gar nicht mehr so schwer. Ich nähere mich wieder über den Zugang „Ich – mein heutiger Tag, wie geht`s mir, was war heute“ und kann dann so langsam auch umschwenken zu meinem tatsächlichen ich. 

Eine weitere Übung, die ihr auch gerne einmal testen könnt, nehmt euren Vornamen und schreibt zu jedem Buchstaben eine Eigenschaft von euch oder eine Fähigkeit. 

Wir haben das mit dem Wort SELBSTWIRKSAMKEIT gemacht, das ist natürlich umfangreicher, aber man muss ja nicht gleich groß anfangen, besser erst in kleinen Schritten.

Ja und apropos klein.

Was darf da natürlich nicht fehlen?

Das Elfchen

Ich veröffentliche hier eines, das ich im November beim warten im Brustzentrum verfasst habe, um mich abzulenken:

Krebs

bedrohlich beängstigend

Chemo OP Bestrahlung

Ich kämpfe dagegen an

Krebsfrei


Es gibt viele Arten ins Schreiben zu kommen. 

Tagebuch, Journaling, Dankbarkeitstagebuch, 5 Gute Dinge des Tages, Elfchen, Blog, ……

Alle tragen dazu bei, sich mit einem Thema, mit sich selbst genauer zu beschäftigen, es zu Papier zu bringen und sich dadurch selbst zu helfen.

Wie mein Titel schon sagt:

selbstwirksames Schreiben – Hilfe zur Selbsthilfe

Wenn du dich dafür interessierst, dann folge doch Marlis Lamers und schaue wann es den nächsten Abend mit ihr gibt. Defintiv ein guter Einstieg ins Thema.

Ach ja und ich bekomme für meinen Post kein Geld, Vergünstigungen oder andere Goddies – ich mache das einfach aus Überzeugung und weil ich Marlis sehr mag.

Ein Elfchen in der Pause

www.joma.ch

Ehe es um das Elfchen geht, hört ihr kurz erst mal was von mir.

Mich gibt’s in der Tat noch, aber so richtig gut geht’s mir momentan nicht.

Die Arbeits- und Reiseintensiven Wochen ab September haben ihren Tribut gefordert bzw. mein Körper sagt mal wieder: „So nicht!!!“

Ich bin wieder schnell erschöpft, benötige mittags ne längere Pause, das Lymphoedem hat sich neue Stellen gesucht und oben drein meckert der Rücken.

Also hieß es schon ab Mitte November Pensum zurück schrauben, Pausen verlängern, großzügiger planen und gut auf mich aufpassen.

In diesen Tagen habe ich mich mal mit dem Elfchen beschäftigt.

Susanne aus der Schreibwerkstatt der NetzwerkstattKrebs verwendet die ja zu gern, nur hab ich das immer dann, wenn wir uns gesehen und sie mir das kurz erklärt hat, nie begriffen.

Was ist denn eigentlich so ein Elfchen überhaupt?

„Mit einer Elfe, diesem niedlichen Wesen, das oft in Märchen vorkommt, hat das jedenfalls überhaupt nichts zu tun!

Also ein „Elfchen“ ist ein Gedicht, das sich aber nicht reimen muss.

Ein Elfchen besteht aus elf Wörtern und 5 Zeilen.

1. Zeile: Ein Wort (eine Farbe oder eine Eigenschaft) 
2. Zeile: Zwei Wörter ( ein Gegenstand oder eine Person mit Artikel) 
3. Zeile: Drei Wörter (Wo und wie ist der Gegenstand, was tut die Person?) 
4. Zeile: Vier Wörter (etwas über sich selbst schreiben) 
5. Zeile: Ein Wort (als Abschluss des Elfchens)

Das Wort „Elfchen“ sagt dir, aus wie vielen Worten das Gedicht besteht, nämlich aus elf Wörtern.“

Erklärt die Medienwerkstatt

Kann ja nicht so schwer sein, oder? Also mal ran an den Stift!

Wartezimmer

Langweilig Aufregend

Zeit verrinnt langsam 

Nervös zur Uhr schauen

Warten 



Brustzentrum 

Vertraut beängstigend 

Untersuchung Behandlung Kontrolle 

Nervös im Wartezimmer sitzen

Krebsfrei 


Krebs

Bedrohlich beängstigend 

Chemo OP Bestrahlung 

Ich kämpfe dagegen an

Krebsfrei 


Unschwer zu erkennen, dass ich die in Zusammenhang mit der Kontrolle im Brustzentrum geschrieben habe.


Und jetzt seid ihr dran!

Ich bin gespannt auf eure Elfchen.

Meeresrauschen – kreativ mit Stift und Papier

Heute wieder ein kleines Werk zum Thema expressives Schreiben, von dem ich auch ja schon im Oktober berichtet hatte.

Irena Jäger hatte uns zum Einstieg Meeresrauschen vorgespielt und wir durften lauschen, es auf uns wirken lassen und dann für glaube 10min alles zu Papier bringen, was uns dazu einfällt.

Worte, Stichpunkte oder ganze Sätze völlig egal!

Meeresrauschen

Urlaub

Entspannung

am Strand sitzen

Sonne auf der Haut

Fährüberfahrt?

salzige Luft

warmer Sand

auf’s Meer schauen

Sonnenuntergang

dem Meer lauschen

Wind, Sturm

Wellen

Gischt

salzige Luft atmen

einfach sitzen und genießen

Augen schließen

meditiere

Muscheln sammeln

Möwen schreien

Möwen beobachten

Fotos machen

Wind auf der Haut

Salz auf der Haut

mit den Füssen im Wasser

Strandspaziergang

Ob man das jetzt so stehen lässt oder wenn man Zeit und Muse hat, daraus doch noch einen Text bastelt, ist jedem selbst überlassen.

Was fällt euch zu Meeresrauschen ein?

Antwortet mir gern, ich bin gespannt!

expressives Schreiben – kreativ mit Stift und Papier

 

Quelle: www.schreibenwirkt.de
Heute stelle ich euch meine neue Rubrik vor.
expressives Schreiben – kreativ mit Stift und Papier
Unter kreativ mit Stift und Papier findet ihr zukünftig alle expressiven Texte und auch alle Neurographik Bilder.


Expressives Schreiben – was ist das eigentlich?

Expressives Schreiben ist eine von Psychologieprofessor James Pennebaker bereits in den 1980er-Jahren entwickelte Schreibintervention zur Bewältigung von emotionalen Belastungen und Traumata und zur Stärkung der allgemeinen Resilienz. – schreibt Paul von schreibenwirkt.de

Ich habe expressives Schreiben erstmalig im Ressilenz Workshop in Fulda bei der wunderbaren Irena Jäger kennen gelernt und war gleich begeistert.

Sie ist Poesietherapeutin und hat mit uns diese Methode praktisch erarbeitet.

Die Grundanleitung geht so:

Nimm dir ungefähr 20 bis 30 Minuten Zeit, an einem ruhigen Ort.
Konzentriere dich gedanklich auf ein Ereignis in deinem Leben, das dich belastet oder aufgewühlt hat.
Schreib einfach alles auf, was dir dazu einfällt ohne auf Rechtschreibung, Grammatik oder Stil zu achten.
Text, Stichworte, Wortgruppen – alles ist erlaubt.

Im Workshop haben wir, um den Einstieg zu erleichtern, zu Postkartenmotiven geschrieben, die man sich vorher ausgesucht hat. Man könnte auch zu Musik oder bestimmten Geräuschen schreiben oder sich mit einem einzelnen Wort beschäftigen.

Ich hatte die Karte mit dem Mops.


Mein Text dazu:

Ein mopsiger Tag
Du wirst wach, draußen ist es oll, nebelig und grau.
Ach, einfach im Bett bleiben, in die Decke kuscheln, die Wärme des Bettes genießen, sich einhüllen lassen.
Ein gemütlicher Tag im Bett.
Ein Tee noch dazu und ein schönes Buch oder doch lieber Musik?
Ach, der Tag ist lang. Kannst du ja alles ausprobieren heute.
Einfach mal nix tun, nix vorhaben, chillen, faul sein.
Morgen, wenn der Nebel sich verzogen hat, kannst du wieder emsig wie eine kleine Biene sein. Morgen!
Heute aber, bist du ein in die Decke gehüllter Mops und hast einen mopsigen Tag. 

Im Gespräch mit den anderen darüber, kam für mich heraus, das ich mir selber solche Tage erlauben sollte und darf. Das es auch Geborenheit und Ruhe braucht und nicht immer nur emsiges Tun.
Das Gespräch mit den anderen, hatte gleich richtig Tiefgang und war so berührend und herzlich. Selten bin ich aus einem Workshop Teil mit Tränen in den Augen gegangen.

Irena hat uns dazu folgenden Text geschrieben, denn ich in Absprache mit ihr hier veröffentlichen darf.


EINFACH SEIN.
Und dann lasse ich los.
All die Erwartungen von außen und von innen.
Ich lass mich tragen von Tag zu Tag, von Sekunde zu Sekunde, von Wort zu Wort.
Alles kann nichts muss.
Alles kann nichts muss.
Allein meine Geschichte ist erzählenswert, atemberaubend und tiefberührend.
Ich bin stark und ich bin ich.
Ich bin genug. Gut genug. Gut genug.
Und dann lasse ich los.
All die Erwartungen vom Innen und vom Außen.
Und dann bin ich einfach ich selbst.
Ich. Selbst.
Ich kämpfe, lebe, atme für mich und danach erst für den Rest.
Alles kann nichts muss.
Ich lasse los.
Ich bin, so wie ich bin, ganz in Ordnung.
Und dann bin ich frei, lasse es fließen und kann fliegen.
Diesen Text widme ich meiner Schreibgruppe vom Open Space „Wir entwickeln Krisenkräfte“ resilienzfördernder Workshop für krebskranke Menschen von und mit Lara Hubenschmid am 18.09.2021 in Fulda.
Ihr seid wunderbar.
© Irena Jäger aufs-papier.de
Ich möchte euch noch viele weitere tolle Texte dieser Art präsentieren und euch zum mitmachen anregen.
Apropos Mitmachen!
Die NetzwerkstattKrebs hat eine Schreibwerkstatt, die einmal monatlich stattfindet und ähnlich konzipiert ist, aber aus Spaß am Schreiben und mal was ausprobieren. 
Wenn ihr dabei sein wollt, vermittle ich euch gerne den Kontakt.