Wenn Eine eine Reise macht…..

„Fahr mit dem Zug und du lernst Leute kennen!“sagte die liebe Christiane Strüven einmal zu mir.

Hmmmm entweder war ich bisher im falschen Zug oder der mit den gesprächigen Leuten war schon weg.


Meist sind die Menschen mit ihren Handys und Tablets beschäftigt. Im ICE sind eh immer sehr viele very buisy.

Oder sie hören Musik, lesen, schlafen oder signalisieren per Gesichtsausdruck „kein Anschluss unter dieser Nummer“

Ab und an trifft man aber jemanden für ein ungezwungenes Gespräch, das je nach Reisezeit auch schon mal tiefgründig werden kann.



Da war zum Beispiel der nette Herr mittleren Alters, der im August 2021, trotz dessen er irgendwelche Akten bearbeitete, auf mein Shirt mit „Pilgern gegen Krebs“ aufmerksam geworden war. 

Gut kleine Rothaarige mit tiefgrünem Shirt und einen riesigen Rucksack, da kann man ja mal nen Blick riskieren und sich einige Fragen stellen.

Wir kamen ins Gespräch übers Pilgern, warum ich das mache, von wo nach wo und das er das selbst auch noch plane. 

Pilgern ist kein Thema der Art „wie ist das Wetter heute“ und so verging die Zeit zwischen Dresden und Berlin flugs, seine Akten blieben unbearbeitet, mein Pilgermagazin ungelesen, aber wir hatten ein gutes Gespräch.

Dann war da 2016 noch die Dame aus dem Wäschegeschäft, die nach Dresden unterwegs war.

Was anfänglich als Smalltalk anfing, führte auch hier schnell dazu, das man von Zwickau bis Dresden quasselte, zusammen ausstieg und eine gute Reisezeit hatte.

Letztens mit der S-Bahn nach Leipzig erlebte ich tatsächlich mal das, was ich bisher nur von anderen gehört oder als TV Bericht gesehen hatte.

Schienenersatzverkehr, Zug verpasst, Zug übervoll.

Seit einiger Zeit wird hier an der S-Bahn Strecke gebaut, bisher immer ohne Probleme für mich.

Diesmal warnte mich meine App und auch die Bahn per Mail, das es Änderungen gäbe und ich doch umbuchen sollte.


Lieber Software Entwickler, wenn man Sparticket hat, is nix mit umbuchen!


Nun ja, Rechereche meinerseits zeigte an, das da ein Bus eingesetzt werden soll und ich trotzdem nach Leipzig käme.

HIER hätte ich stutzen müssen!

Ein Bus ist keine S-Bahn, Straßen sind keine Gleise, demzufolge dauert es länger.

Ich habe aber nicht gestutzt …..

Völlig blauäugig stieg ich also in den Bus und vernahm recht bald von der Lehrerin der Grundschüler auf Klassenfahrt, das wir über ne Stunde fahren.

Äääääh, das passt ja gar nicht zu meinem ICE ab Leipzig!


Atmen Anett, schön atmen und schon mal nach dem nächsten ICE schauen.

Hoffen Anett, schön hoffen, vielleicht musst du zum ICE rennen, aber du erwischst ihn noch.


Einige Zeit später, wieder in der S-Bahn war klar – der Zug ist weg, aber so was von weg!

Glücklicherweise hatte ich da aber schon das Gespräch mit Jörg begonnen. Seines Zeichens Zugbegleiter, aus der Nachbarstadt, täglich hier unterwegs und an Austausch interessiert. Schnell war gemeinsam der nächste ICE raus gesucht, alle Fragen meinerseits zum Ticket geklärt und in Leipzig sogar noch Zeit für einen Kaffee.

Offen sprachen wir über das Leben, meine Erkrankung und mich als junger Rentner und was er so tagtäglich alles erlebt. 

Ich dachte ja immer als Arzthelferin oder im Verkauf erlebt man einiges, aber als Zugbegleiter ist das locker zu topen. Kein Wunder, das da immer Leute gesucht werden.


Apropos gesucht. 

Hier hatten sich jedenfalls zwei gefunden, die sich grundsätzlich verstehen und abseits von Geplänkel auch noch Gesprächsstoff haben. So wurden Nummern getauscht und natürlich das restliche Wochenende Bericht erstattet, wer gerade in welchem Zug steckt.


Man kann eben doch Leute kennenlernen auf Reisen, womit wir wieder zu Christiane zurück kommen.

Ich denke es würde uns allen, ganz unabhängig vom Reisen, gut tun, offener zu sein und Begegnungen zu zulassen ohne direkt etwas negatives zu vermuten oder sich selbst klein zu machen.

Ein Lächeln, auch unter der Maske, kann da ein guter Anfang sein.



Ach ja und für die nächste Reise mit dem Zug im Juli nehm ich dann eine S-Bahn früher. Sicher ist sicher!



Home sweet home

 

Wir sind wieder zu Hause.

Einkäufe sind verräumt, Wäsche in der Waschmaschine, morgen noch das Wohnmobil ausräumen und dann  fertig.

Wir wären wirklich gerne länger geblieben, planen wir auch für 2022 ein, aber jetzt verdauen wir erst mal die Eindrücke, sortieren Fotos und zehren von allem.

Schweden ist immer eine Reise wert und wirklich nicht teuer. Man muss halt auf die Preise gucken, aber das tut man ja zu Hause auch.

Und an dem Umstand, das man fast ausschließlich mit Karte zahlt ist auch nix auszusetzen in meinen Augen, denn die Gebühren für Bargeld tauschen oder abheben sind auch nicht gerade unerheblich.

Ich lass euch noch ein paar Fotos von der Überfahrt da und werde euch die Tage noch mit der einen oder anderen Fotoserie beglücken.

Schweden 2021 Tag 12 und 13

Nun heißt es Abschied nehmen.

Leider sind die 2 Wochen schon wieder rum.

Und so haben wir gestern noch eine kleine Radtour auf die andere Seite von Markaryd gemacht zum Byasjön und Lokasjön. Ein herrliches Seengebiet umgeben von Wald und mit etlichen gut beschilderten Rad- und Wanderwegen.

Leider war es zur Mittagszeit schon unerträglich heiß mit 30 Grad, so das wir wieder auf dem Campingplatz geflüchtet sind.

Ich war erst mal im See. Da trag ich schon über 2 Jahre Kompression und war noch nie damit im Wasser.

Am Nachmittag haben wir gepackt und Platz geschaffen für den heutigen Einkauf, denn man muss ja ein bisschen Schweden mit nach Hause nehmen.

Und den Abend saßen wir bei Marina und Karli und haben über Gott und die Welt geredet. Wir haben sie am Sonntag kennengelernt und seit dem immer paar Worte gewechselt. Wie es der Zufall so will, teilen wir Frauen das gleiche Schicksal. 

Ja und heute Morgen war es dann so weit. Zusammen packen und Abschied nehmen.

Peter,der Chef vom Campingplatz, hat uns noch die leckersten und größten Erdbeeren Schwedens verkauft und noch mal Fotos von uns gemacht.

Und wir haben versprochen, nächstes Jahr kommen wir definitiv wieder!

Auf der Fahrt nach Trelleborg haben wir dann mal den Landweg eingeschlagen, alles über die kleinen Städte und Orte, Helsingborg und Malmö umfahren und noch mal die schöne Landschaft genossen, auch während der Himmel mal ganz schön geheult hat.

Trelleborg belohnt uns dafür noch mal mit einem traumhaften Abend und netten Bekanntschaften.

Morgen geht’s 7:30 Uhr hier los Richtung Rostock.

Schweden 2021 Tag 11

Heute völlig out of order und auch noch selber dran schuld.

Ich hatte ja gestern Abend schon geschrieben, das ich das Gefühl hatte etwas zu viel Sonne abbekommen zu haben.

Daran lag‘s nicht. 

Ich hab schlicht und ergreifend zwei Tage lang vergessen zum Frühstück meine Medikamente zu nehmen und war nun voll im Venlafaxin Entzug. Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, Jahrmarkt im Bauch, Lichtempfindlich, müde. 

Also heute nix mit Radtour, sondern ausruhen und warten das der Wirkstoff Spiegel wieder steigt. Aber da es heute Vormittag hier drückend heiß war, ist das nicht mal so ärgerlich gewesen.

Außerdem gab es heute Livemusik auf dem Campingplatz, der Chef war extra bei uns und hat uns eingeladen.

Heute Nachmittag ging’s besser und so waren noch mal schön spazieren und unsere Nachbarn mit Haferflocken versorgen. 🦆 

Apropos Nachbarn.

Neben uns stand ein älteres Ehepaar aus Schweden, sehr sympathisch. Allerdings können sie beide nur paar Brocken Deutsch und Englisch. Für das nötigste ging es aber. Heute sind sie umgezogen auf nen anderen Stellplatz, weil neben uns jemand vorgebucht hat. Stehen aber trotzdem noch in unmittelbarer Nachbarschaft.
Nun gab’s für sie ein Fass deutsches Bier von uns so unter Nachbarn und es stellte sich im Gespräch heraus, das sie in Trelleborg wohnen und zum „Sprit“ kaufen nach Rostock fahren. Wir haben Tränen gelacht, trotz Sprachbarriere.
Aber der Herr hat auch eindeutig gesagt „lernt Schwedisch“ und da bin ich jetzt per App dran.
Das sind halt Camperbegegnungen, wie sie dazu gehören, wenn man offen ist.

Schweden 2021 Tag 10

Entspannt durch den Tag – lautete der Plan für heute.

Und so ging’s heute mit dem Rad einmal um den See herum.

Na ja, weit sind wir ja erst mal nicht gekommen, da kam der Chef des Campingplatzes angerannt „ I will take a foto from you and put it on facebook, you like it later when it is online“ Klar machen wir doch glatt. 

Das Ergebnis ausbaufähig, aber live is live. 

So sehen die Germans also aus, wenn sie mit ihren Rädern los ziehen. Nur gut, das wir noch nicht behelmt waren. 😂

Übrigens entgegen meiner Erfahrung mit Ergometern zu beiden Rehas bekommt mir das Radfahren sehr gut. Okay, wir sind bisher nie über 15km hinaus gekommen, aber da wir hier durch die Siedlungen fahren und Häuser gucken, sind wir ja doch recht lang im Sattel dafür das wir zu Hause bisher gar nicht weiter gefahren sind und meine Arme machen das gut mit. Nur mein Kopf hat heute wohl ne Idee zu viel Sonne abbekommen, …..

Aus Versehen einmal rechts statt links abgebogen und schon laut Karte einen rießen Bogen gefahren, aber mal wieder ein kleines Idyll entdeckt. Mitten im Wald überall Wohnhäuser, bewohnt, gepflegt, fast ein bisschen Lönneberga.

Und auch Seltsames haben wir entdeckt – die Straße im Niemandsland so schien es.

Beim weiter fahren stellte sich heraus, das es sich dabei um die ehemalige Landstraße handelte, die im Zuge von Erschließung eines Gewerbegebietes mit neuer Verkehrsanbindung weichen musste und irgendwie wurde bei diesem Teilstück die Deckschicht nicht abgefrässt. Und so sind da eben 500m Straße im Wald und werden von der Natur zurück erobert.

Überhaupt wird hier viel gebaut, aber der Natur Raum gelassen oder zurück gegeben.

Der kleine Park existiert noch nicht lang, wird aber schon von den Wildgänsen als ihr Zuhause angesehen und die Seerosen sind ja sowas von ein Traum.

Auf der anderen Seite findet man zwei weitere Seen/Teiche mit Anbindung an die alte Mühle und ringsum neue Siedlungen.

Das ist halt das, was Schweden für mich ausmacht. Trotz allen Lebensstandards und Modernisierung und Technik unglaublich viel Raum für Natur. Deswegen sind hier alle so entspannt irgendwie.

Ich geh jetzt auch entspannen, so nen kleinen Sonnenstich oder so hab ich wohl doch abbekommen.

Schweden 2021 Tag 9

Unvergesslich, gigantisch, beeindruckend, …….

Wir waren heute zu Besuch im Land der Elche, dafür haben wir Schweden mit einem kleinen Zug verlassen, hat der Guide gesagt.

Für umgerechnet 36€ kann mit diesem Zug durch den Elchpark fahren und erfährt auf der etwa 30min langen Tour etliches über den Elch und die ebenfalls hier lebenden Bisons. 

Das beste aber – man kann die Elche füttern und streicheln. Wann hat man dazu schon mal die Gelegenheit? Dieses majestätische Tier zum einen so aus nächster Nähe zu betrachten ohne das sich beide Seiten fürchten und dann direkt in diese von unglaublich langen Wimpern gesäumten lieben Augen zu blicken und Elchkuh oder Elchbulle zu streicheln. Ihr merkt, ich bin total hin und weg.

Die Elche leben in einem circa 25 Fußballfelder umfassenden Gelände, werden gefüttert, tierärztlich versorgt und können sich zurück ziehen und verstecken, wenn sie keine Lust mehr auf diese komischen haarlosen Zweibeiner haben oder wenn sich Nachwuchs ankündigt. Und so kommt es dann auch vor, das Astrid im August 2019 geboren wurde, etwa 8 Wochen später als üblich, und keiner vom Personal hat’s gemerkt.

Und wer nicht genau hin sieht, der bemerkt sie auch jetzt gar nicht.

Ebenfalls hier beheimatet sind Bisons, die ja auch Dank menschlicher Hand recht selten geworden sind.

Die hier dösen, fressen und Aalen sich wie auf dem Präsentierteller und finden das Theater um sie recht langweilig.

Einer hat sich dann doch mal herab gelassen, die vom Personal an uns Passagiere verteilten Zweige zu verzehren und sich kraulen zu lassen.

Ein Stop im Souvenir Laden muss schon sein und bei uns hat Elchpups, Bisongestank oder die teils flotte Fahrt „like a rollercoaster“ Gut gewirkt, denn um Tassen, Shirts, Tasche und Geschirrtuch reicher ging’s wieder zurück. Aber na ja, kein Nippes alles zweckmäßig, konnten wir noch gebrauchen. 😂

Ja und jetzt genießen wir nach unsere Radtour zum Elchpark und durch den Ort, in dem übrigens gerade die Gänse von Nils Holgerson Station machen, den restlichen Tag mit seelig grinsen, Aussicht auf den See, Heißgetränk und Vanilleschnecke.

Von meiner Kardamon Überdosis berichte ich später.

Schweden 2021 Tag 8

Nicht gesucht und das Paradies gefunden 

Wir sind ja heute von Växjö Richtung Markaryd umgezogen, weil wir in den dortigen Elchpark wollen.

Eigentlich waren nur ein oder zwei Nächte in der näheren Umgebung geplant, aber da war ein Campingplatz ausgeschildert und wir dachten „gucken kostet ja nix“.

Nicht im Campingführer ausgewiesen, auf der Karte auch nur gerade so zu finden und der Geheimtip schlechthin. Direkt am See gelegen, sehr familiär und naturnah. Her kommen, Platz auswählen und zur Rezeption gehen und zahlen. Aus geplanten zwei Nächten, sind spontan fünf geworden. Die Inhaber sprechen nur wenig Englisch und trotzdem fühlt man sich aufgehoben. Liegt wahrscheinlich an der Umgebung.

Die Nachbarn sind neugierig und warten geduldig, das man sie zum Essen einlädt. Fressen sogar aus der Hand.

Und jetzt genießen wir den Abend mit diesem herrlichen Ausblick und freuen uns auf die Elchsafari morgen.

Elchsafari gibt’s übrigens hier

Schweden 2021 Tag 7

Heute Ruhetag!

Da für heute Regen angekündigt war, haben wir beschlossen einen Ruhetag einzulegen.

Ausschlafen, lesen, häkeln, gucken, nix tun, einfach den Tag laufen lassen. Und da meine Fitbit seit zwei Tagen keinen Strom hat, dank vergessenem Ladeteil, lebe ich auch noch völlig zeitlos. 

Wir haben die Route für morgen abgesteckt, denn dann geht’s weiter. Wohin verrate ich morgen.

Und ich hab für mich schon mal ne Halbzeit Einschätzung gemacht. So nach 7 Tagen kann ich von mir behaupten Camping mit WoMo ist meins. Los fahren, Platz aussuchen, einparken, ausrichten, Urlaub.

Man ist ungezwungen, viel draußen, es gibt nicht irgendwelche festen Zeiten oder Dresscodes. Man kann sich stylen oder man lässt es, man entspannt oder ist unterwegs, vor allem ist man spontan.

Was mich jetzt schon nervt, ist der Ordnungssinn mancher Mitmenschen. Wir nutzen in der Regel das Servicegebäude, nur mit dem so verlassen wie man es vorfinden möchte, tun sich manche schwer. Schade. Zum Glück tickt der Großteil so wie wir.

Ansonsten ist Schweden einfach ein Traum. 

Die Natur, die Landschaft, Seen, Buchenwälder, Felsen, Farbe und Moos, das Licht – man könnte ewig sitzen oder Rad fahren und gucken. 

Und dieses gucken tut der Seele soo gut.

Apropos Seele.

Wir leben ja nun seit 7 Tagen im WoMo, bis auf klitzekleine Diskussionen gab‘s noch keine ernsthaften Tötungsabsichten. 😂

Was wohl auch daran liegt, das wir Arbeits- und Freizeitteilung machen. Nicht 24h aufeinander hocken. Ich geh laufen und Fotos machen, Andreas entspannt derweil oder liest, jeder bringt seine Vorschläge ein und wir treffen uns in der Mitte und so klappt es.

Übrigens gilt das auch beim Essen.

Ich das Knäckebrot, Andreas lieber das Brot.

Ich Lakritz, Andreas lieber Schokolade.

Ich Kaffee, Andreas lieber Earl Grey.

Ich teste mich gerade durch die Lakritz Sorten. 😎
So und jetzt lassen wir den Abend noch dahin plätschern, draußen regnet es und wir spielen gleich noch mal Offiziersskat.