Während meiner Krebstherapie gab es jede Menge eher unschöne Untersuchungen oder Behandlungen, Momente in denen ich aufgeregt war und ehrlich gesagt am liebsten weg wollte.
In dieser Zeit bin ich zum ersten Mal mit dem inneren Wohlfühl-, Kraft- oder Ruheort in Berührung gekommen.
Hast du davon schon einmal gehört?
Ich kannte Kraftorte vom Hörensagen, Orte an denen sich Menschen besonders wohl fühlen, Kraft tanken oder zur Ruhe kommen.
Aber im Innen? Wie sollte das gehen?
Die Übung Wohlfühlort (ich bleibe jetzt einmal bei diesem Begriff) ist eine einfache Übung, die die Kraft der Vorstellung (Imagination), zusammen mit anderen Techniken aus Achtsamkeit und Körperwahrnehmung nutzt. Damit kannst Du Dir selbst eine kleine Auszeit schenken, entspannen und dabei Stress abbauen oder dich auch in unangenehmen Situationen dorthin „zurückziehen“.
Was ist denn dieser Wohlfühlort?
Jeder Ort, an dem man du dich entspannen und abschalten kannst, kann dein Wohlfühlort sein. Das kann ein Platz sein, den du tatsächlich kennst, ein Fantasieort oder auch eine Mischung aus beidem. Egal ob Natur oder eine kuschelige Couch, eine gemütliche Hütte, Hauptsache die Vorstellung, fühlt sich angenehm an. Es muss auch nicht zwingend immer der gleiche Ort sein, macht sich aber in der Umsetzung am Anfang leichter.
Wir nutzen dabei die Tatsache, dass unser Gehirn angenehme Bilder „liebt“ und dabei nicht unterscheiden kann ob du tatsächlich dort bist oder nur in deiner Vorstellung.
Und wie geht das?
Nimm eine bequeme Position am besten im Sitzen ein. Deine Fußsohlen stehen fest auf dem Boden, dein Rücken berührt die Lehne, deine Hände ruhen auf den Oberschenkeln.
Atme einige Male tief ein und wieder aus. Mit jedem Atemzug nimmst du etwas Ruhe in Ihren Körper auf, wirst ruhiger und entspannter.
Lenke deine Aufmerksamkeit nach innen und suche deinen persönlichen inneren Wohlfühlort auf. Dies kann ein Ort auf der Erde sein, eine Landschaft, ein angenehmer Raum, oder ein Ort, den du in deiner Fantasie erschaffen hast.
Diesen Ort kannst nur du allein betreten, andere Menschen sollten keinen Zugang haben. Nimm dir Zeit und suche diesen Ort in dir, lasse in deinem Geist Bilder von diesem Ort entstehen…
Wenn du das Gefühl haben, dass du deinen Ort gefunden haben, an dem du dich wohl und geborgen fühlst, dann sieh dich um.
Wie genau schaut es dort aus, welche Tageszeit, welches Licht, bist du in der Natur, hörst Du Geräusche (Meeresrauschen, Vogelgezwitscher, Knistern von Kaminfeuer, … )?
Was spürst du etwas auf der Haut? Wie ist die Temperatur an deinem Ort? Vielleicht ist es angenehm kühl und erfrischend oder vielleicht wärmt die Sonne deine Haut.
Kannst du etwas riechen oder vielleicht sogar etwas schmecken?
Dein Ort hat alles, was du brauchst, um dich wohlzufühlen. Dein
Körper fühlt sich wohlig an, die Temperatur und das Licht sind genau richtig, Geruch und Geschmack stimmen.
Genieße das gute Gefühl, koste es aus und falls Du noch etwas brauchst, um Dich noch wohler zu fühlen, stell es Dir einfach vor …
Für den Erfolg der Übung müssen die Bilder nicht zwingend klar und detailliertsein. Es reicht völlig aus, wenn du an einen angenehmen Ort denkst und sich dadurch in irgendeiner Form Entspannung und Wohlgefühl einstellt!
Koste dieses Gefühl aus. Speichere diesen ort fest in dir ab.
Damit du beim nächsten Mal leichter an deinen Ort zurückkehren kannst, vereinbaren mit dir selbst ein Zeichen, das dich ganz schnell zu deinem Ort bringen wird. Dies kann ein Wort sein oder eine kleine Geste. Sprich dieses Wort nun aus oder führe diese Geste durch und denke dabei noch einmal ganz intensiv an deinen Ort und das Wohlgefühl, das er auslöst. Lasse das
angenehme Gefühl deines Ortes noch einmal durch deine ganzen Körper fließen.
Wenn Du soweit bist, beende die Übung mit ein paar tiefen Atemzügen, strecke und dehne Dich, öffne Deine Augen und nimm das gute Gefühl mit in den Alltag.
Übung macht den Meister
Natürlich wird das nicht nach dem ersten Mal auf Knopfdruck funktionieren, deswegen rate ich dir, diese Übung ruhig jeden Tag einmal zu machen als kleine Auszeit. Dann kannst du sie wirklich abrufen in unangenehmen Situationen. Dein Gehirn ist nämlich dann so trainiert, dass es nur noch das Wort oder die Geste braucht, um dich an deinen Wohlfühlort zu beamen.
Wenn du diese Übung lieber zum Anhören als geführte Anleitung haben möchtest, dann melde dich gern bei mir.
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