Krebs und jetzt? Folge 2

Was ist eigentlich ein Brustzentrum?
Welche Vorteile bringt es?

Brustzentrum.

Warum braucht man ein Brustzentrum und worauf sollte man achten.


In einem Brustzentrum werden alle weiteren Untersuchungen nun vorgenommen. Es gibt auch zertifizierte Brustzentren. Zertifiziert heißt: dieses Brustzentrum wird regelmäßig überprüft ob es folgende Kriterien erfüllt:

  1. Therapie wird individuell in einer Tumorkonferenz erstellt
  2. Ärzte nehmen an Fortbildungen teil
  3. Sozialdienst und Psychoonkologe stehen zur Verfügung
  4. Es wird nach aktuellen Leitlinien oder neuen Studien behandelt
  5. Hygienestandarts werden erfüllt
  6. Alle nötigen Ärzte und Geräte für die Behandlung von Brustkrebs sind zentral vorhanden.

Das wars eigentlich schon. Mehr muss auch ein zertifiziertes Brustzentrum nicht erfüllen.

Brustzentrum darf man sich nennen, wenn jährlich mindestens 70 Brustkrebsoperationen vorgenommen werden.

Demnächst wird die benötigte Anzahl der Operationen jedoch auf ca. 120 angehoben. Ab da wird es einige Brustzentren weniger geben.
Die Standarts für ein zertifiziertes Brustzentrum kann auch ein nicht zertifiziertes Zentrum haben. Zertifikate kosten nun mal auch Geld. Doch keine von uns wird wohl überprüfen können ob sich die Ärzte regelmäßig fortbilden.

Grundsätzlich würde ich mir als NEUPATIENTIN jedoch immer ein zertifiziertes Brustzentrum suchen. Persönlich bevorzuge ich dort Zentren unter kirchlicher Leitung. Rein wegen der Menschlichkeit.

Wer jedoch mit Mundpropaganda von anderen Betroffenen Frauen über ein Brustzentrum nur Gutes gehört hat, liegt halt meist auch nicht verkehrt.

Sollte die Krebsart jedoch schwer behandelbar sein, würde ich Unikliniken wählen. Dort wird oft an neuen Krebstherapien geforscht und man profitiert von neuesten Therapien. Das Angebot an Studien ist in Unikliniken meist besser als in Städtischen Krankenhäusern.

Brustzentren in denen die Therapie nicht in einer Tumorkonferenz besprochen wird, sollte man aber absolut meiden.

Die Tumorkonferenz besteht aus den behandelnden Gynäkologen, Radiologen, Pathologen, Psychologen, plastischen Chirurgen und Onkologen. Dazu können noch Hausarzt, Anästhesisten, Kardiologen, Neurologe, Internist….. kommen. Je nach bestehenden Vorbefunden. Zusammen bespricht man dort dann die bestmögliche Therapie. Es kann durchaus sein das die Dosis für die eine Patientin gut verträglich ist, für die andere jedoch tödlich. Tumorkonferenzen sollten mindestens 1x pro Woche stattfinden, sonst warten die Patienten unnötig lang auf Ihre Therapien.


Und dann gibt es noch Brustzentren in denen zusätzlich zu der Schulmedizin ein breitgefächertes Angebot an Begleittherapien wie Akkupunktur, Ergotherapie, Ernährungsberatung, Hyperthermie, Hypnose, Kräuterkunde, Sport….. angeboten wird.

Ob das sinnvoll ist kann jede für sich entscheiden. Das viele Behandlungen jedoch zum Wohlbefinden während der Chemotherapie beitragen, ist erwiesen. Eine begleitende Ergotherapie während der Chemotherapie beugt zu 50% Neurophathien vor. Gepaart mit Kompression und Kältetherapie können Nervenschäden gut verhindert werden. Akupunktur kann bei Übelkeit, Schwindel gut angewendet werden….

Wer also ein zertifiziertes Brustzentrum mit vielen Angeboten von zusätzlichen Begleittherapien findet, der hat schon mal die Weichen für eine bestmögliche Behandlung gestellt.

Viele dieser Kliniken gibt es nun aber auch nicht. Auch große bekannte Kliniken bieten selten auch Begleittherapien an.

Soviel ich weiß ist erst vor kurzem das neue Krebszentrum in Hannover (MHH) in Betrieb genommen worden. Dort wird nun auch alles in einem Haus angeboten.

Es lohnt sich jedoch im Brustzentrum die Ärzte zu fragen ob man Rezepte für Begleittherapien erhalten kann. Optimaler ist jedoch das Angebot besteht direkt in der Klinik wo das Brustzentrum ist.

Warum?

Schon wegen der Termine.

Wer Krebs hat, spart sich sehr viel Zeit und Nerven, wenn die Wahl der Klinik sorgfältig gewählt wurde. Im günstigsten Fall hat man danach nur diese eine Anlaufstelle. Es werden alle Termine für einen erledigt, man braucht sich keine weiteren Ärzte suchen. Man braucht nicht 50x erklären was man denn nun genau hat, wo man bei der Behandlung steht, welche Medikamente man bekommt. Alle Ärzte die einen Behandeln haben Zugriff auf meine Patientenakte und lesen dort den aktuellen Stand. So wird kein Medikament übersehen, vergessen.

Nun sagen viele: Chemo dauert ja so lange, ich suche mir lieber was ganz in meiner Nähe. Schon wegen der Fahrzeit. Auch eine Überlegung. Ich will ja niemanden in der Richtung beeinflussen. Es gibt viele gute Niedergelassene Onkologen. Aber ein zertifiziertes Brustzentrum kann kein Onkologe ersetzen. Krebs ist eine Krankheit die im ganzen Körper wirkt. Wir benötigen eine Vielzahl von Ärzten während der Akuttherapie. Wenn ich dann jedesmal erst einen Termin in einer anderen Praxis ausmachen muss, dann bin ich gut beschäftigt. Läuft alles Problemlos nach Plan, dann kann ich mit einem niedergelassenen Onkologen und meinem Gynäkologen für die OP auch glücklich sein. Doch Problemlos läuft es sehr selten. Während einer Chemotherapie kann es schnell mal zu Problemen mit Herz, Kreislauf, Nerven….. kommen. Wer die Behandlung bei einem Onkologen macht, darf nun einen Termin beim Kardiologen, Neurologen etc. vereinbaren. Willkommen in der Warteschlange. In einem guten Brustzentrum gehe ich 2 Gänge weiter und bekomme meine Untersuchung. Und es gibt noch einen Vorteil: die Kliniken rechnen mit Einweisungsschein ab. Es entfallen für mich die Einzelzuzahlungen zu jedem Chemomedikament. Es erfolgt eine Tagesabrechnung von 10€ pro Behandlungstag, wobei diese nach maximal 28 Tagen auch weg fallen. Alle Begleitmedikamente und Therapien sind damit inbegriffen.

Wenn man so also sein Rundum-Sorglos-Paket für die Akuttherapie gebucht hat, kann man sich unbeschwert auf die Genesung konzentrieren. Ob ich dafür einen weiteren Weg auf mich nehme, muss man selber Entscheiden. Ich würde es. Denn OP/Chemotage sind nicht jeden Tag. Je besser ich OP und Chemo vertrage, um so mehr verkürzt sich die Behandlungszeit.

Nehmen wir nur kurz das Beispiel Neurophathien. Diese treten meist unter der Gabe von Paclitaxel auf. Wann sollte die Dosis verändert werden? Vorgespräch Chemotherapie im Brustzentrum: es wird sofort ein Neurologe hinzugezogen, dieser bestimmt den aktuellen Stand der Nervenschädigung und bespricht dieses sofort persönlich mit dem Onkologen. Der kann nun sofort eine Entscheidung treffen und u.U. Die anstehende Dosis verringern. Bis zur nächsten Chemotherapie wird diese Entscheidung in der Tumorkonferenz besprochen, ab der nächsten Sitzung habe ich einen neuen Behandlungsplan.
Bin ich nun bei einem Niedergelassenen Onkologen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: er schickt mich zu einem Neurologen (wo schon die Terminwarterei wieder los geht). Nehmen wir mal an ich bin dort am nächsten Tag. Der Neurologe kennt nicht die Dosis der Chemo die ich bekomme. Er stellt Nervenschäden fest und empfiehlt mir diese entsprechend zu behandeln. Vielleicht erstellt er einen Bericht für den Onkologen. Meine Dosis wird wahrscheinlich noch lange nicht geändert…. Ein direktes Gespräch zwischen den Ärzten existiert nicht und Papier ist sehr geduldig…. Wenn es ganz blöd läuft, sagt der Onkologe vielleicht auch das er die Chemo bis er das Ergebnis vom Neurologen hat erstmal aussetzt…. Egal wie: Es kostet Zeit.
Nächste Möglichkeit: der Onkologe schickt mich NICHT zu einem Neurologen und trifft selber aus seiner eigenen Erfahrung heraus eine Entscheidung über die weitere Dosis. Na herzlichen Gruß auch. Ich spiel ja gerne Lotto, aber nicht wenn es um meine Gesundheit geht. Und ein so handelnder Onkologe spielt da grade Lotto. Wenn ich Glück habe, passe ich mit meiner Erkrankung in ChemaXY , wenn nicht, ist seine Entscheidung für mich vielleicht auch der große Griff ins Klo. Eine Verringerung der Dosis kann nicht zum Tot aller Krebszellen führen, oder mir können auch dauerhaft Nervenschäden bleiben, sollte er nichts unternehmen.

Trotzdem bleibt der Vorteil: ich habe die Wohnortnähe.
Sollte etwas sein, ist der Arzt in der Nähe.

Mein Tipp zum Abschluß: ein gutes zertifiziertes Brustzentrum finden was möglichst an einem Tag erreichbar ist.

Dort zu allen Vorbehandlungen gehen und nur wenn es mir absolut unmöglich ist die Entfernung zur Chemo zu bewältigen, diese nach Vorgabe der Ärzte im Brustzentrum bei einem Onkologen verabreichen lassen. Den Onkologen bei mir um die Ecke kann ich für spätere Nachsorge eher gebrauchen…… Nicht am Anfang.

Da hätte ich gerne die für mich beste medizinische Versorgung.

Wer Brustzentrum googelt, bekommt eine große Auswahl geboten.

Die 10 angeblich besten Kliniken in Deutschland, die besten im Bundesland….. usw.

Besser ihr schränkt die Auswahl schon mal so ein: zertifiziertes Brustzentrum Köln (nehmt die nächstgelegene Großstadt in eurer Nähe). Danach sollte man sich tatsächlich die Mühe machen und sich jede Klinik auf Ihrer Website anschauen.

Welche speziellen Angebote gibt es?

Auch Rezensionen sind ein Hinweis ob diese Kliniken in meine Auswahl kommen.

Nur überbewerten kann man Rezensionen nicht. Eine Kritik wird schneller und öfter geschrieben als ein Lob.

Sollte also pro Monat eine schlechte Kritik dort stehen, dann ist das eher sehr wenig und die Klinik schon eine bessere.


Fragt ruhig auch in Selbsthilfegruppen an. Dort erhaltet Ihr Erfahrungsberichte aus erster Hand.

Wo sich Selbsthilfegruppen in eurer Nähe befinden, kann auch bei der Hotline der Krebshilfe Deutschland erfragt werden.
Dort bekommt ihr auch Kliniken und Brustzentren in eurer Nähe genannt.

Solltet Ihr noch Fragen zum Thema Brustzentrum haben, gerne in den Kommentaren.


Ansonsten kommt dann Folge3 wo ich versuche zu erklären was es für verschiedene Brustkrebsarten gibt, und was die ganzen Abkürzungen bei den Befunden so Bedeuten…..

Text/Konzept: Imke Neuber