Wege entstehen, indem man sie geht – mein Jahresrückblick

 

Das Jahr hat nur noch wenige Stunden, befindet sich quasi schon kurz vor der Ziellinie.

Wie immer wollte ich schon viel früher mit dem Jahresrückblick fertig sein, hatte extra beim Jahresrückblog von Sympatexter mitgemacht. Wie das aber im Leben so ist, kam mir etwas dazwischen. Hatte ich doch im Jahresrückblog festgestellt, das ich mein großes Vorhaben Website nicht im Ansatz umgesetzt hatte. Also wurde der Rückblick hinten an geschoben und erst mal gebastelt, übertragen und gestaltet.

Inzwischen war ich mir auch gar nicht mehr sicher, ob und wie ich den Rückblick gestalte ohne das es eine stupide Auflistung von Monaten, Ereignissen und Co wird. Einiges hatte ich ja auch in den wenigen Jahresrückblog Posts schon bearbeitet. Und so ging der Dezember ins Land und ich hatte immer noch keine rechte Idee.

In den letzten Tagen habe ich bei vielen befreundeten Bloggern Jahresrückblicke gelesen, mir ein Auge und Ideen geholt, wie ich das doch noch hin bekommen könnte. Und tadaaaaaaa, hier ist er also.

2022 – herausfordernd und veränderlich

Immer noch Corona, der Krieg in der Ukraine und die damit verbunden Folgen für die Wirtschaft und uns alle, das waren die großen Herausforderungen im Außen. Dazu die deutlichen Zeichen, das der Klimawandel im vollen Gange ist. Jeder von uns hatte diesbezüglich ein Päckchen zu tragen. Doch darum soll es in meinem Rückblick nicht gehen.

2022 bedeudete für mich, dass ich im vierten Jahr nach der Diagnose bin. Zeit abzuschließen und anzunehmen, das fällt mir dazu jetzt ein wo ich Rückschau halte.

Abschluß

Abschliessen ging für mich bereits zum 31.12.2021 los. Die Praxis, in der ich viele Jahre gerne gearbeitet hatte, schloss aus Altersgründen. Kein Nachfolger in Sicht und viele Patienten auf der Suche nach einem neuen Hausarzt. Was mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, es würde ein radikaler Abschluss sein. Der Kontakt zu Kollegen und Chefs komplett auf Null, nur meine liebe Karin, bei der ich während meiner Ausbildung so manches gelernt habe, pflegt nach wie vor unsere Verbindung.

So trennen sich also Wege, aus und vorbei.

Das traf auch für die ein oder andere Freundschaft oder Bekanntschaft 2022 zu. Manchmal passt es einfach nicht mehr, manchmal hat man sich nichts mehr zu sagen, manchmal muss man feststellen, das man dem ganzen vielleicht mehr Wert zugemessen hat als der Andere.

Und dann gibt’s da ja immer Dinge, Projekte, ect. die enden, weil sie ein gesetztes Abschlussdatum haben, weil  es Zeit für etwas Neues ist. Das betraf im August das Projekt NetzwerkstattKrebs, bei dem ich ja aktiv dabei war und auch meinen ersten Job als virtuelle Assistentin und Dozentin. Aber wie sagt man so schön? Wo sich eine Tür schliesst, öffnet sich eine Neue. Mindestens eine!

Abschiede

Leider, und das ist wohl in meiner Krebs Community so, musste ich mich in diesem Jahr wieder von lieben Menschen verabschieden. Zu früh, zu plötzlich und wieso eigentlich? Ich hätte gerne länger Zeit mit euch gehabt, euch noch einmal gesprochen oder getroffen. Ich bin froh, das wir uns kennenlernen durften und gemeinsame Zeit hatten. Ohne den Krebs, wären wir uns nie begegnet. Euer Tod hat mir wieder vor Augen geführt, nichts auf die lange Bank zu schieben.

Annehmen was ist

Natürlich könnte man jetzt wegen dieser ganzen Abschlüsse und Abschiede, den Kopf hängen lassen, traurig sein und Trübsal blasen, aber ich durfte 2022 mal wieder lernen, das es immer irgendwie weiter geht. Vor allem aber, das ich niemandem mehr hinterher laufen muss und mir damit unnötig das Leben schwer mache. Freundschaft ist keine einseitige Sache. Und bestimmte Menschen haben ihren festen Platz im Herzen, auch wenn sie lange schon nicht mehr unter uns sind.

Am Annehmen im Allgemeinen arbeite ich, speziell was mich und meine Verfassung betrifft.

Immer noch spuken Gedanken wie „das ging doch aber vor der Diagnose“ oder „meine Güte so alt bin ich doch noch gar nicht“ in meinem Kopf herum. Immer noch habe ich Probleme damit, kein schlechtes Gewissen zu haben so als relativ aktiver Rentner im vergleich zu den anderen in meinem Alter.

Bodypainting, Fotoshooting, die Psychologin, Aufgaben die mir Spaß machen und ein paar lieben Menschen um mich herum, die mich immer wieder einbremsen, helfen mir dabei sehr.

Ich bin gut so wie ich bin, mit dem was ich kann und mit dem was ich tue. Ich bin die beste Version von mir selbst!

Das werde ich auch in 2023 wieder thematisieren, für mich und euch da draußen. Speziell Selbstliebe und Achtsamkeit stehen bei mir im neuen Jahr ganz oben.

Glück ist, was du draus machst

Wann warst du zuletzt glücklich?

Was bedeutet Glück für dich?

Was antwortest du darauf?

Ich habe da früher (ja da ist es wieder) immer überlegt und nach DEM tollen Moment gesucht. Aber ist das wirklich das Glück?

2022 habe ich jede Menge kleine, mittlere und natürlich auch große Glücksmomente erleben dürfen. Welche von denen ich länger zehre und welche die wie eine Silvesterrakete steil in den Himmel gestiegen sind, aber auch schnell vorbei waren. Wenn ich jetzt so zurück blicke, schliesslich sind wir ja hier beim Jahresrückblick, dann sehe ich jede Menge kleines Glück. Was mich dazu bringt zu schreiben, 2022 war kein schlechtes Jahr, man muss nur genau hin sehen.

Die vielen Begegnungen mit tollen Menschen, neue Freundschaften, Erlebnisse, Eindrücke und auch der Stolz auf das was ich 2022 alles geschafft habe, das ist Glück.

Glaubt ihr nicht? Dann empfehle ich euch, führt am besten gleich ab morgen ein kleines Glücks- oder Dankbarkeitstagebuch. Schreibt jeden Abend auf, was euch an dem Tag glücklich gemacht hat. Wir haben uns heute zum Beispiel über einen großen Schwarm Wildgänse gefreut und ich persönlich freue mich, das mir mein linker Zwischenrippenraum heute nicht weh tut.

Ende 2023 schauen wir dann gemeinsam mal auf unsere glücklichen Notizen. Erinnert mich ruhig daran.

Und was ist jetzt mit dem Weg?

Mein Weg begann als an Brustkrebs erkrankte Arzthelferin. Inzwischen nutze ich mein medizinisches Wissen für die Menschen in der FrauenselbsthilfeKrebs und für die, die ich privat begleite.

Ich habe 2022 den Fokus auf die Dinge gelegt, die mir schon immer am Herzen lagen, die mir selbst auch gut tun.

Ich habe NEIN sagen gelernt.

Ich bin Selbsthilfe Coach der FSH und Waldbaden Kursleiter geworden und ich habe Spaß daran, vor Menschen zu sprechen und Wissen zu vermitteln, auch wenn ich da immer gehörig aufgeregt bin, es macht mir einfach Spaß. Insofern bin ich meiner Arbeit mit und für Menschen treu geblieben, habe aber den Weg direkt im Gesundheitswesen verlassen.

Ich bin vor 2 Jahren los gegangen, um meinen Weg zu finden. Den, der zu mir passt, den ich körperlich schaffe und der mich erfüllt.

Und das hier ist ein großer Meilenstein auf meinem neuen Weg.

 

Ich wünsche euch das Beste für 2023, viele glückliche Momente (denkt an das Tagebuch) und Danke für’s lesen.

Eure Anett

 

 

 

2 Gedanken zu „Wege entstehen, indem man sie geht – mein Jahresrückblick“

  1. Danke dir liebe Anett, für diesen interessanten Einblick in dein Jahr 2022 und den Hinweis auf das Dankbarkeitstagebuch.
    Bei mir ist es ein Stolztagebuch, dass ich jetzt wieder aktivieren werden. Denn mein innerer Knackpunkt ist, dass ich eher selten stolz auf mich hin. Aber unbedingt sein darf. Vor allem auf das Jahr 2022, was ich bis gerade eben noch als ein pauschal „schlechtes Jahr“ abgetan habe.
    Vielen Dank und ein tolles Jahr 2023 wünsche ich dir!!!
    Deine Nicole Büsching (ganzheitliche Atemtrainerin on- und offline)

    1. Immer eine Frage des Blickwinkels, sagt der kleine Sprücheklopfer in mir.
      Aber mal ehrlich? Jedes Jahr hat doch sein Gutes und sein Schlechtes, fragt sich halt worauf man den Fokus legen will.
      Stolztagebuch ist auch ne gute Idee, allerdings hätte ich da Probleme täglich was zu finden.
      Glück geht immer irgendwie.

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